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28.08.22 / 25.10.20 / 08.04.08 / .... / 30.10.03
Politische Kommunikation darf nicht zu Finten verkommen
Politische Kommunikation, sogar eine Wissenschaft - aus gutem Grund.
Prinzipien, Situation.
Über den Missbrauch wissenschaftlicher Ergebnisse hat es 1950-1970 eine lebhafte Debatte gegeben. Juristisch war etwa gegen Atomforschung wenig auszurichten. Nach den Bombenabwürfen in Hiroshima und Nagasaki
hat dennoch die Öffentlichkeit ihren Unmut über Atomwissenschaft nie mehr aufgegeben; in weiten Kreisen bildete sich ein nachvollziehbarer, jedoch von Vorurteilen geprägter Konsens über die sozial schädliche Wirkung solcher Erkenntnisse.
Selbstverständlich wird einerseits weiter geforscht und andererseits versucht, die Einwände gegen die wirtschaftliche Nutzung der Erkenntnisse aus der Physik der Elementarteile abzuarbeiten. Weltweit auch dem Beschluss des BT zur Aufgabe
der Technologie.
Gilt das Vorstehende auch für die Wissenschaft “Politische Kommunikation”?
Politische Kommunikation, Definition
(Selbst-)Darstellung von Plänen, Beschlüssen, Meinungen, Positionen der Mandatsträger, Kandidaten und politischen Parteien mit dem Ziel der Zustimmung bei Wahlgängen
zur Besetzung von Funktionalitäten in Parlamenten und Regierungen. Hierzu zählt bei gleicher Zielsetzung auch die illegitime Instrumentalisierung der Staatsverwaltung auf Kosten der Steuerzahler.
Politische Kommunikation gehört besonders in der Demokratie zur unverzichtbaren kulturellen Aktivität. Die Komplexität von Wirkungen (einschließlich Nebenwirkungen und Rückkopplungen) macht politische
Kommunikation zu einem Feld wissenschaftlicher Forschung.
Missbrauch der politischen Kommunikation
Politische Kommunikation gelingt, wenn Glaubwürdigkeit gegeben ist. Politikverdrossenheit ist nichts anderes als die Abwehrreaktion gegen die Erfahrung gravierender Abweichung von Erwartung und Resultat. Das
Übel startet mit der Kommunikation, der politischen Angebotspolitik, die der Wahrnehmung und damit der Erwartung vorangeht. Das Problem belastet substanziell, denn esdrohen Gleichgewichts- und Gefüge-Störungen - zum Vorteil von
Extremisten aller Couleur.
Sozialschädlich sind bei aller Bereitschaft Grauzonen, unvermeidbarer Kontrast zu Normverhalten, positiv zu tolerieren: Lüge, Täuschung, Irreführung. Obwohl solch verwerfliche Verhaltensweisen oft genug nicht justiziabel sind, sorgen Erziehung, Ausbildung und
Sozialisation angesichts des überlieferten Gebotes der Gewissenhaftigkeit dafür, dass jeder Einzelne grundsätzlich den erforderlichen Kompass kennt. Ist der Kompass der Gewissenhaftigkeit beschädigt oder gar nicht vorhanden, werden Lüge, Täuschung oder Irreführung in anderen Lebensbereichen normalerweise etwa durch “Schnauzefall” sanktioniert. Zu viel Hoffnung und Zuversicht sind, wiederum leider, fehl am Platz. Denn in der Politikbranche Tätige verfügen, historisch gewachsen, eine Vielzahl von Mechanismen zur Abwehr von Sanktionen wegen Lüge, Täuschung, Irreführung: Rituale,
Inszenierung, Recht zur Auskunftsverweigerung, Geheimniskrämerei, soziale Selbstausgrenzung - zusammenfassend Unnahbarkeit. Letzteres ist - zu allem Überfluss - manchmal von Sache und Rolle her geboten.
Dieses enttäuschende, wohl ernüchternde Zwischenergebnis, darf nun nicht dazu führen, ”die” Politiker in die Wüste zu jagen: Denn es gibt jetzt und künftig keine “besseren”. Zwar gibt es
im Rahmen des Staatskomplexes ein handhabbares Regelwerk, aber aus Sicht der Zivilgesellschaft, d.h., der Mehrheit des Souveräns, verdirbt der Politiker-Beruf, weltweit, den Charakter.
Disfunktionalisierung, Konsum, von Demokratie
Viele fahren (daher) zum Ballermann oder melden sich geistig nach dorthin ab, sind damit für das was sein muss, nicht nur verloren. Politikflüchtige verschlimmern durch ihre Flucht verbesserungsbedürftige
Umstände. Politische Kommunikation kommt hier im Gewand hoher verhaltensökonomischer Schule: Alle haben “ihre” Ruhe. Die einen disponieren freier, die anderen sind von Komplex-Lästigem befreit, stehen jedoch am Zahltag Gewehr bei Fuß - wehe die Kassen sind leer. Die Kommunikation steht, jedoch in diesem Fall andersherum, denn die auf den Zeitpunkt bezogene, also durchaus schwankende Befindlichkeit des Ballermann-Touristen ist einfach zu messen. Und die Messergebnisse führen ggf. zur Anpassung der schlichten Argumentationsmuster, viel zu häufig zur schieren Verballhornung und Verdrehung von Demokratie. Alles gut beherrschbar - solange die Schwankungen im Rahmen bleiben ...
Schwerer ist die politische Handhabung der Nicht-Ballermann-Touristen. Gut bewährt, die Forderung den (eigenen) Staat zu tragen; die staatstragende Argumentation nimmt all jene, die sich einbringen an die
gedankliche Kandare. Kurzum: Schweigen, politische Neutralisation (drastisch: politische Kastration), Rückzug und innere Kündigung des Politischen. Resultat: Alle haben “ihre” Ruhe, wie gehabt, s.o.
Diese Phänomene sind problematisch, denn reale und/oder unterstellte und/oder nur vermutete Unredlichkeit verstärken die Abwendung vom Politischen mit der noch weitergehenden Wirkung, dass gar die
Politik-Branche, der Ignoranz der Bürger überdrüssig, die anstrengenden Bemühungen um hochwertige politische Kommunikation vermindert. Da erst kommunizierte und verstandene Politik das akzeptable Resultat für die Produktion der
Politik-Branche sein kann, bedeutet diese Aussage außerdem, dass der politische Apparat seine Leistungsfähigkeit Schritt für Schritt einbüßt. Wird Demokratie lediglich konsumiert, wird sie unwiederbringlich verbraucht. Es gibt keinen
Handel mit Second-Hand-Demokratie.
Nur eine Lösung gibt es
Es gibt also gute Gründe den in der Politik-Branche tätigen Mitbürgern das Problem unnachsichtig unter die Nase zu reiben - anders ausgedrückt den politischen Geschäftsführern damit regelrecht auf die Nerven zu
gehen.
Selbstverständlich verbietet sich jeder Amoklauf seitens der Millionen Mitglieder des politischen Aufsichtsrates ... für manche Mitmenschen wäre nämlich durchaus angenehm, wenn die schwierigen Kritiker sich
selbst aus der Diskussion herauskatapultierten.
Jeder Bürger sollte hierzu wie Mahatma Gandhi agieren.
“Schummeln” im Einzelnen durchschauen
Ein erheblicher Anteil der politischen Diskussion und Auseinandersetzung wird über verbale Effekthascherei ausgetragen. Die Abgrenzung zulässiger Aussagen zu Beleidigung, Demagogie, Lüge oder Halbwahrheit wird
vom Pulverdampf des Kampfes vernebelt. Die Königsdisziplin der Politik, nämlich die Prozesspolitik (u.a. etwa programmatische Erläuterungen, Ankündigungen, Angriffe, Verteidigung) ist ein Schachspiel rationaler, dennoch überraschender Handlungen. Zu sehen ist, dass Meinungs- und Redefreiheit sakrosankt obwalten, so absurd die Positionen im Einzelfall auch sein mögen. Dass Sitten / Moral in der Hitze der heute noch schnelleren Gefechte unversehens unter die Räder kommen können, darf nicht wundern. Die Folgenden sind einige beobachtete Schummel- Verfahrensweisen, von denen sich die Kombattanten (Kämpfer !) jeweils Vorteile versprechen, daher laufend - manchmal gar unbewusst, aus Schlampigkeit od. unbemerkt - eingesetzt werden:
- Das Ablenkungsmanöver:
Z.B. die am 29.10.03 von Frau Zypries losgetretene Diskussion um die gesetzlichen Beschränkungen der Embryonenforschung. Die gesamte Republik in Aufruhr; alle empörungspolitischen Sprecher in Stellung. Es sollte sich die Politik-Branche statt dessen zielführend besser, auch am 30.10.03, um die Lösung des Problems Massenarbeitslosigkeit verdient machen.
- Der Meinungsstaubsauger:
Insbesondere die CDU/CSU lässt
durch Fachpolitiker und Amtsträger mit beschränkter Zuständigkeit, d.h., kollektiv zu einem Thema das komplette Spektrum der Meinungen vom Stapel. Jeder Wähler bekommt sein Zückerchen. Unter Berufung auf die Notwendigkeit den Staat zu
tragen, beschließt, nicht nachvollziehbar, die Führung einen der vielen Wege. Per Verdrängung wollen viele (ballermanisiert) dies gar nicht wissen. Viele behalten allerdings den für sie positiven Eindruck einer Aussendung ... und
wählen entsprechend. Ziel erreicht. Schönes Beispiel auch die Beiträge von Biedenkopf zum Demographieproblem der Rentenversicherung: “Die Rente ist sicher ...” jedoch das CDU/CSU-amtliche Verdikt. Nachdem die Laufbahn von
Biedenkopf beendet ist: War da was?
- Die Inszenierung von Abweichlern:
Die SPD-internen Kämpfe um die
Zumutbarkeit einer neuen Tätigkeit für einen Arbeitslosen und das Ausmaß in welchem Vermögen etwa von Lebensversicherungen auf den Betrag von Sozialhilfe und Arbeitslosengeld II anzurechnen ist oder der Einsatz der Grünen für die
Anrechnung der Ausbildungszeiten auf die gezahlte Rente. Pikant das letzte Beispiel: Grünrot beschließt an einem 18.10., am 20.10 bricht die gesellschaftliche Debatte aus und am 22.10. wird das Ganze begraben mit “keine
Anrechnung von Ausbildungszeiten, sondern erst ab 2007”. Ha, sind wir Helden ... am 30.10. redete niemand mehr über das Thema ... statt dessen aber über Embryonenforschung ...
- Das Aufbauschen von Pseudoproblemen:
Die
Gesundheitsdiskussion war nach dem Kompromiss zwischen CDU/CSU und SPD durch; aber nein, die Einen kommen mit der Bürgerversicherung (1), die Anderen mit den
Ergebnissen der Herzog-Kommission. In der Sache wurde nichts entschieden, anderes steht zur Entscheidung auch gar nicht an. Das Thema aber
haftet. In diesem Fall interessant, wie sich CDU/CSU und die Grünroten die Bälle zuspielten - man kennt eben Spielfeld und die geltenden brancheninternen Regeln. Sogar eine Sonderrolle für den Bayerischen Landesverband der CDU/CSU
sprang dabei heraus - in der Sache passierte, wie ausgeführt, rein gar nichts.
11./12. April 2005 Die Grünen wollen Toll-Collect-Maut für LKW ab 3,5. Stolpe lehnt ab. Beide “Parteien” erhalten Schlagzeilen. Geschehen
wird nichts.
- Parasitärer Imagetransport:
Durch Beteiligung an bzw. Stellungnahme zu
unpolitischen Ereignissen, die Aufsehen erregen, nutzen des medialen Stromes, (elektrotechnisch: “Trägerwelle”) zur Erhöhung/Verbesserung des Bekanntheitsgrades politischer Personen.
Beispiele: Kommentare zu den
Ergebnissen von Spielen einer Fußballwelt- meisterschaft (Sportveranstaltungen); der gestiefelte Kanzler im Hochwassergebiet 2002, Politiker am ausgebrannten Ground Zero (Katastrophen); Politiker-Bilder anlässlich von Staatsbesuchen;
Kanzler auf Rundgang auf der Hannover-Messe, Frau Bulmahn an Weihnachten bei der ESO in Darmstadt (kulturelle Ereignisse). Ein Fall, der daneben ging, war der öffentliche Glückwunsch des Herrn Beck an Klinsmann und die Mannschaft.
einen Tag vor dem Fußball-WM-Spiel Italien-Deutschland am 4. Juli 2006
Planung, Durchführung und Kontrolle: ”Medienberater”, ähnlich wie Redenschreiber, sorgen für optimale Wirkung, nicht für optimale Sachresultate Resultate
- Joker-Begriffe
ohne oder nicht ausreichend definierter Bedeutung, deren suggestive Interpretation dem Publikum überlassen wird. S.a. die in den Untergliederungen von politische Sprache behandelten Aspekte.
Beispiele, darunter viele “alte Bekannte” wie soziale Gerechtigkeit, soziale Balance, soziale Ausgewogenheit, soziale Schieflage, Sozialstaat, Europäisches
Sozialstaatsmodell, Solidarität, Modernisierung, Innovation, Sicherheit. Als “moderne” Sprachinstrumente kommen hinzu: Auseinanderdriften der Gesellschaft, soziale Spaltung oder 2012 hypermoderne Inklusion.
- Irreführendes, also gar missbräuchliches Narrativ
Zunächst besteht das Narrativ zu einer politischen Botschaft darin, sie positiv ergänzend zu erläutern.
Weitergehend als bei parasitärem Image-Transport oder Joker-Begriffen jeweils gekennzeichnet durch schnell erdachte Assoziation zu erzeugen, geht es beim irreführenden Narrativ um weitergehende, gar tiefgründige Überlegungen zur Absicht der kommunikativen Wirkung. Der Grenze zur (absichtlichen) Desinformation fehlen Klarheit, d.h., Schärfe. Das kommunikative Fehlverhalten kann vernachlässigbar sein, auf Schlampigkeit, heuchlerischer oder betrügerischer Absicht beruhen.
Es gibt auch Fälle von Narrativen, die zufällig oder unbewusst entstanden sind, sich später bewährt haben und (sprachliche) Gewohnheit wurden. “Der Staat - nicht Politiker-Menschen - erhöht die Steuern” und ‘Sozialisten als (progressive) Linke zu bezeichnen’, sind derartige Fälle.
Die Grauzone zwischen positiven und verwerflichem Narrativ ist umfangreich. Entsprechend ggf. das kommunikative Fehlverhalten, im weitesten Sinn also ein Teil der mangelhaften politischen Moral.. In den letzten Jahrzehnten grassiert der politische Darwinismus als Folge des sog. Kalten Krieges und der Auseinandersetzungen der Demokraten mit Marxo- Sozialisten und Nationalisten. Die Tendenz irreführendes Narrativ als Kavaliersdelikt abzutun, sollte nicht übersehen werden.
- (Inbrünstiges) beantworten nicht gestellter Fragen.
- Thematisches Auslutschen.
Ein Thema wird “lanciert” und wochenlang durch die medialen Mühlen getrieben: s. Ankündocyceln. Am Ende die Entscheidung wie ursprünglich
angekündigt. Sinn dieser Schummel-Verfahrensweise, “Erinnerungsvermögen der Wähler” verbessern; sogar Hennen gackern nach jedem gelegten Ei, d.h., noch lange bevor die Küken geschlüpft sind.
Beispiel: Erhöhung
Wohngeld (Ankündigung 17.01.08 - Kabinettsbeschluss 08.04.08), Zusatzkindergeld für Familien mit geringem Einkommen (seit November 2007 im Orbit - Kabinettsbeschluss am 08.04.08)
Tote Enten
Unter den Schummel-Verfahrensweisen zeichnen sich die Toten Enten aus. Die Tote Ente der politischen Kommunikation ist gekennzeichnet
(a) durch die Absicht oder hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Ankündigung (später) zurückgenommen werden soll / wird, ‘ (b) die Absicht einer Maßnahme nicht besteht oder (c)
der thematisierten Umstand nicht besteht - ähnlich 8., die Beantwortung nicht gestellter Fragen. (d) gute Menschen lehnen jede Horror-Lage konsequent ab.
- Die klassische Tote Ente (A).
Erklärung ex eigene Truppe eine
bestimmte Maßnahme sei nützlich, erwägenswert, Gegenstand von Gesprächen oder Planungen oder gar beschlossene Sache. Reaktionen und Widerhall in den Medien abwarten; eventuell durch Schweigen das Getöse weiter aufschaukeln lassen. Zum
richtigen Zeitpunkt, meistens nur Stunden bis Tage später: Einberufen einer Beratung auf höchster Ebene. Ergebnis der Beratung: “Nix Maßnahme ... “ und töönen. Dackelmedien kommen mit staatstragend- feierlichen “Richtigstellungen”. Die
Tote Ente ist beliebt, füllt über Dackelmedien den öffentlichen Meinungsraum. Nur Theorie?
Zwei Beispiele der Woche 2.-8. Mai 2004: (a)
Der Hobby-Diplomat der Republik im “Spiegel” vom 3. Mai mit seinem Orakel im Vorbeigehen: “Nur sparen, streichen, kürzen bringt uns nicht das notwendige Wachstum” löste Entrüstungsstürme aus, dem auf dem Fuße treuherzige Erklärungen unter den Stichworten “Konsolidierung-Reform- Wachstum” folgten. SPD und Schröder hatten eine Trägerwelle mit Beschwichtigend- Zukunftsfähigem und entsprechender Medienpräsenz - um Konkretes waren wir danach nicht schlauer ...
(b)
Es “sickerte durch”, dass “im Finanzministerium” erwogen werde sei, die MWSt von 16 auf 21% zu erhöhen. “Abwegig”, “kommt nicht in Frage” und ähnlich tönten jene, die autorisiert - “Schröder, der der keine Steuern erhöht”, die transportierte Botschaft ... (allerdings für die Bildung per Streichen von Pendlerpauschale und Eigenheimzulage sehr wohl.)
Zwei Beispiele vom Wochenende des 16.05.04:
(a) Stolpe, dem Kanzler-Kohlelos, nachvollziehbar, zu liebe: “PKW-Maut auf Autobahnen”. Aufregung im ganzen Land. Kanzler schießt die Tote Ente ab und ganz was Neues: Stolpe killt die Ente sogar selber; dazu der Gipfel: Der Parteivorstand der SPD (nach Beratung ?!?!, die regulär Montags) verkündet: “Stolpe sei
missverstanden worden” (erinnert irgendwie an die CDU/CSU etwa zu den Themen Steuer- und Gesundheitsreform). Ertrag für Grünrot und die SPD: Keine Maut auf Autobahnen, das sei sozialu... alle Dackelmedien auf Sendung. Übrigens gutes Beispiel für Ankündigungen à la “was wir NICHT machen”. (b)
Vorige Woche grünrotes Gejammere wegen der Steuerausfälle (moderne Regierungskunst seit 1998?). Maßnahmen müssen her: Ha, Aufbau-Ost die GA- Ausgaben werden reduziert. Maxiaufregung im Lande. Am Montag den 17. Mai 2004 sagte Gerhard Schröder, damals regierender Mattscheiben-Macho, Demokrat von der Sohle bis zum Scheitel (Ausnahme etwa Verfassungsbruch vom 22.03.02 und Erpressung der EVU in Sachen KKW): “Niemand hat gesagt, das Aufbau-Ost- Programm werde
drastisch
zurückgefahren; 616 von 720 Mio€ seien total rechtsstaatlich zugesagt”; das Weitere werde man Ende Juni 2004 sehen. Resultat: 2 Tage Pressepräsenz zu den “Leistungen” in der Chef-Sache Aufbau-Ost und großspurige Ankündigung (vor dem Hintergrund des Eindrucks der Reduzierung) zur Modernisierung(?)-Ost schon einmal auf Kiel gelegt.
Ein interessante Tote Ente wurde am 4./5.November 2004 inszeniert: “Nationalfeiertag auf Sonntag legen” - damit die Deutschen mehr arbeiten, meinten ganz machohaft Eichel und Schröder (SPD). Bereits am Morgen des 5. gab es grüne Interviews der Sorte “so unnational kann man gar nicht sein”; das politische D’land DDE in Wallung - insbesondere die Grünen (Deutschland halt’s Maul). Früher Nachmittag Müntefering: “Geht nicht”, die Grünen wollen den Nationalfeiertag nicht opfern. Resultat: Schröder versucht die Profilierung des Führungsstarken und die Grünen versuchen die Profilierung als Patrioten. Was erst am Sonntag, den 7. be- kannt wurde: Bütikofer war vorab informiert worden. Also alles nur Theater. Schröder zieht einen kleinen Nutzen, denn die Medien berichten “die
Bundesregierung hat das Projekt auf Eis gelegt”. Schröder war aber in Brüssel auf Dienstreise und getagt hat das Bundeskabinett auch nicht ...
Großkalibrige Tote Ente der Elefanten (ca. 22. Juni - 3. Juli 2006). Sie wussten längst, dass ihr Herzenswunsch die Gratisgesundheit nicht zu finanzieren sei. Da kommt die SPD mit der Idee 30-45 Milliarden € aus Steuermitteln über den Gesundheitsfond “in das System einzuspeisen”. Die CDU/CSU lässt die SPD im ungewissen. Am 2. Juli 2006, einen Tag vor “Verkündung” der Beschlüsse im Koalitionsausschuss quietschende Vollbremse der CDU/CSU: Mit uns keine Steuererhöhung für das “Gesundheitssystem” - wir sind die Größten Steuersparer, das “Signal”. Die Sozialisten, wissend, dass Steurerhöhungen - sogar im eigenen Interesse - nicht machbar seien, murrt und mault, mäkelt an der CDU/CSU (wir sozialungerechten Opfer von Wortbruch) und fügt sich. Steuer- und Sozialmachos haben ihre Meldungen - das Negative im Rausch der WM weitgehend gedämpft.
Die Tote Ente (A), dialektisch gekonnt, inhaltlich nur Stroh dreschen.
- Suizidtente, bzw. tote Ente (B).
Die landete Beck
(SPD-Vorsitzender). In den Tagen und Wochen vor der Verkündung vom 3./4. Juli 2006 hatte Beck “offentlich” überlegt, den Leistungskatalog der gesetzlichen Zwangskrankenversicherung zu reduzieren. Möglicherweise damit die
Beiträge fallen. Am Verkündungstag frohe Botschaft . “Leistungskatalog, bleibt erhalten” - außer die Folgen von Piercing und Tätowierung. Beck hatte seine eigene Ankündigung widerrufen und wollte wohl als Held gefeiert
werden. Nur so nebenbei: Angenommen, ein unglückseliger Patient benötigt als folge von Tätowierung eine Behandlung, die ihn über wochenlangen Aufenthalt auf der Intensivstation wieder unter die Volllebenden bringt. Muss das auch
“privat” gezahlt werden ... ? Viel Glück beim Abgrenzen. Aber quatschen ...
- Kamikaze-Ente bzw. tote Ente (C).
Widerlegung oder Widerspruch
von Behauptungen oder Forderungen die nicht gefallen bzw. gestellt sind. Auch als Argumentation gegen eine Position, die niemand vertreten hat. Beliebter als gedacht: Die absurde bzw. nicht existierende Behauptung wird postuliert. Der Behauptung wird dann widersprechen oder die Behauptung widerlegt. Solche Begriffspaare wirken skurril, neu oder auch nur interessant. Dackelmedien bringen so etwas gerne
Beispiele: (a) Der Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie sei ein Sieg der Tarifautonomie, ließ Klaus-Uwe Beck (SPD, Ministerpräsident von RP) verlauten. Wer hat die Tarifautonomie infrage gestellt? Beispiel (b) Annen (SPD) am 6. September 2006: “Es war richtig, dass Schröder Deutschland aus dem Irak-Krieg herausgehalten hat.” (c) Bundespräsident Rau behauptete am 18.05.05 auf dem Ärztetag “Gesundheit sei keine Ware”
(Link minimax Präsident Blog 2004.05)... diese Kapitalisten
- Die Gutmensch-Ente (D), als Negation von Horror:
“Keine
soziale Schieflage” (auch Kombi mit 10 / 11 / 12), “keine Erhöhung der Mehrwertsteuer,”, “keine PKW-Maut” und viele mehr.
Die Aufzählung (1.-13.) ist sicherlich nicht vollständig.
Gegen Wettbewerb ist überhaupt nichts einzuwenden. Inakzeptabel - demokratisches Wollen unterstellt - ist u.a.:
- die unvermeidbare strukturelle Defizienz der Demokratie sorglos, unachtsam oder gar absichtlich zu verstärken
- ungenügende oder mangelhafte intellektuelle Redlichkeit im politischen Diskurs
- die mangelhafte Transparenz der politischen Intention; insbesondere die Instrumentalisierung (“Ausbeutung”) der (dummen) Bevölkerung im Dienst der Karriere interessierter
Personen
- als Folge von Übertreibung, kultivieren von Haß, vergiften des politischen Klimas und abgleiten in Demagogie.
Es geht nicht darum, von den im Staatskomplex berufstätigen Menschen (vor allem die der Politikbranche) ein sonst nicht vorhandenes Moral-Niveau zu verlangen. Wird beachtet, dass der (unverzichtbare) Staatskomplex der (gesellschaftlichen) Menschheit zwar inhärent, aber seine Rolle auf die einer Hilfs-Funktionalität (der Gesellschaft) beschränkt bleiben muss, dann ist dem Moral-Gebot insofern Rechnung zu tragen, dass Produktion von schlechter Politik und Polit-Spam (frei nach Franz Sommerfeld, ehemaliger Chefredakteur des KStA) selbstverständlich die unvermeidliche Ausnahme bleiben muss.
Den Souverän verkörpert die Zivilgesellschaft nicht der Staatskomplex. Moral wird entsprechend nicht vom Staatskomplex, sondern von der Zivilgesellschaft “vorgegeben”.
-- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- (1) Die sozialistischen Parteien wollen, dass alle (natürlichen) Personen und alle Einkommensarten in die Beitragspflicht zur sog. Krankenversicherung einbezogen werden.
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