Legitimes Verhalten |
|
|
|
13.02.22 / 28.01.17
Erlaubt aber nicht legitim ...
Frisch gewagt ist leider nicht immer halb gewonnen. Als Quasi-Vorwort nach Fertigstellung des Beitrages hier eingefügt: Es bleibt bei allgemeinen und gültigen Erwägungen, die nicht zu konkret operationalisierbaren Ergebnissen führen.
Mit der Selbstbetrachtung von Zulässigem, Erlaubten, Gebotenem oder unterschiedlich negativ sanktioniertem Verhalten und der dazu nötigen Freiheit des Individuums geht es an das sog. Eingemachte. “Der Mensch” kann sich nämlich nicht (selbst) verstehen. Und noch weniger, weil das Problemfeld laufend Änderungen unterworfen ist. Einigung über das Verständnis von freiem Verhalten scheitert folglich. Jegliches Ergebnis bleibt umstritten. Spielraum für individuelle Freiheit, in den Grenzen eines Verhaltenskanals gibt es schon immer. Damit wird den interindividuellen Unterschieden innerhalb der Gattung Rechnung getragen, Evolution möglich und ein für die Zukunft verabredeter Kanal, erfahrungsgemäß die Rechtsordnung, definiert. Systemtheoretische, abstrakte Herangehensweise Es gibt sogar in der nicht-menschlichen Fauna zahlreiche Fälle in denen die Individuen im Kollektiv, gar in Gesellschaft leben. Prinzip scheint zu sein: “Gemeinschaft” schützt und stärkt die Individuen. Von dieser Stärke profitieren die Individuen und Gesamtheit, vorausgesetzt sie handeln zielführend, entsprechend einvernehmlich. Einvernehmen erfordert Sozialisation samt Folge von Freiheitseinbuße für jedes Individuum. Zunächst sei Gesellschaft - kaum mehr als Kollektiv - als eine Menge, vor-staatlich zusammenlebender, elementar sozialisierter Individuen gedacht. Zielfunktion ist das Überleben der Gattung. Nimmt die Stärke der Gemeinschaft bei abnehmender Freiheit der Individuen zu? Auf Grundlage von mathematischer und systemtheoretischer Denkweise spekulierend, wird sich nachweisen lassen, dass ein Optimum durchschnittlicher Freiheit besteht und plausibel postuliert werden muss. Ohne Freiheit gehen Chancen zu Überleben verloren, schwindet die Fähigkeit der Anpassung und findet Evolution (1) nicht statt. Streut die Inanspruchnahme von Freiheit zu stark, führt dies zur Vereinzelung der Individuen, der Vorteil des Zusammenlebens in einer Gesellschaft zu leben geht verloren. Es droht dem Einzelnen, im extremen Fall der Gattung insgesamt, der Untergang. Das Postulat des optimalen interindividuellen Freiraumes wird von der positiven Wirkung der extensiven Arbeitsteilung mit getragen. Weder die Analyse des Ganzen noch die Synthese, die vom Individuum ausgeht, bringt bezogen auf den wissenschaftlichen Standard befriedigende Ergebnisse. Genauso wenig die vernünftigerweise auf beiden gründende, doppelte Vorgehensweise. Die optimale durchschnittliche Freiheit wird in der Regel kaum näherungsweise und für große Zeitabschnitte überhaupt nicht zu bestimmen sein; ebenso die obwaltende Toleranz gegenüber Abweichungen vom Optimum. Wenn das einzelne Individuum (sich) zu handeln entscheidet, werden weiter gehend wenig greifbare Erfahrung und wenig greifbarer Instinkt dazu beitragen. Es bleibt also bei der wenig ergiebigen Aussage, dass es eine optimale durchschnittliche Freiheit gibt. Der Mangel mag am Niveau der Abstraktion liegen. Kultur und Zivilisation prägen. Selektion durch Evolution der Vereinbarungen Trotz Vielfalt in der Fauna unterscheidet sich der Mensch etwa von den (anderen) Säugetieren organisch betrachtet mit Ausnahme Denkapparates relativ wenig. Die enorme Speicher- und Verarbeitungskapazität des Gehirns bestimmt den Unterschied zwischen Mensch und anderen Gattungen. Wegen der Fähigkeit Nuancen (sowohl digital wie analog) kognitiv verarbeiten zu können, hat dies dazu geführt, dass sich der Mensch mit heute 7,5 Mrd Exemplaren in der Natur durchgesetzt hat. Schon in der Vorgeschichte wurde die menschliche Intelligenz genutzt, Verfahrensweisen (Software) und Gedächtnis-Bestände (Daten-) zwecks Optimierung organisierten Zusammenlebens zu entwickeln und zu vererben. Es gibt die erwähnte Urgesellschaft nicht mehr. Urinstinkte wirken jedoch noch immer:
Selbstverständlich ist der Mensch frei. Herkömmlich, solange der Andere nicht geschädigt wird. Wie frei? Es gibt - weltweit, teilweise von lokalen Besonderheiten geprägt - jeweils ein Regel-Werk mit filigranen Abgrenzungen zwischen erlaubt und nicht erlaubt (2).
Zu jeder Gesellschaft gehören auch ihre schwächsten Glieder. Werden sie trotz den Geboten der heutigen “politischen Menschenrechte” ihrem Untergang überlassen, sind andere dann die schwächsten. Auch sie sind von Untergang zumindest bedroht. Die Gesellschaft wird à la long nicht stärker sondern schwächer. Folglich werden - nicht anders als verbreitet in der Fauna - die schwächsten Glieder trotz Einbuße von Freiheit geschützt, solange der einzelne Fall nicht die Grenzen der jeweiligen Erkenntnisfähigkeit übersteigt. Das Fundament heutiger Sozialpolitik ist also ein natürlich angelegtes Verhalten. Ob reale Sozialpolitik ausreichend zielführend ist, muss allerdings intensiv diskutiert werden. Stempel von Soziologie und Politik Von Umgebung, Interessen und Begabung geprägte und noch immer zunehmende Arbeitsteilung geht mit der Geschichte einher. Es ergab sich vermutlich zunächst Kultur, insbesondere Sprache, später Zivilisation und als Ausdruck der Einsicht in den Sinn rationaler Organisation schließlich Staat. Letzteres im Rahmen des heute so genannten politischen Prozesses, gekennzeichnet dadurch, dass das bereits in der Welt der Tiere sich abzeichnende Phänomen der Herrschaft samt heutigen Weiterungen den überwältigenden Anteil der öffentlichen, interpersonellen Kommunikation und Debatte einnimmt. Ein schlimmer Fall gehört inzwischen zur Geschichte. Das “America first” im Zeitraum Winter 2017 bis Winter 2021 ist so banal, dass das pointierte Herausstellen Verdacht weckt. Was sollte das? Wiederholung ist leider nicht auszuschließen. Fazit: Das Individuum ist natürlich und folglich selbstverständlich frei. Aber nicht beliebig. Was nach der Ur-Ur-Gesellschaft kam, wurde vom Menschen zwar nicht entworfen, war nur Folge bestimmten Handelns. Prinzipiell also widerrufbar. Zwischen Liberalen und Sozialisten umstritten, erscheint nützlich, der diesbezüglich vertiefenden Diskussion ein konkretes Menschenbild zu Grunde zu legen. Das Problem des Herrscher-Verhaltens lastet seit einigen Jahrhunderten und heute noch verstärkt auf allen Menschen, wird aber (deswegen) und weil sich das Herrschaftssystem als Sub-Gesellschaft mit dornigen Konsequenzen zunehmend verselbstständigt nicht hier, sondern vertieft im Abschnitt Staat und Demokratie behandelt. -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- |
|