24.12.17 / 07.02.17
Die herrschaftsfreie Gesellschaft bleibt naiver Traum
Herrschaft ergibt sich, wenn einzelne Individuen mehr (situative) Kompetenz haben
als die Artgenossen. Wenige Individuen haben mehr Autorität als alle Anderen. Diese Autorität beruht seltener auf körperlicher Stärke, häufiger auf anerkannter überlegener intellektueller Kapazität. In zahlreichen Fällen haben viele, gar
alle Individuen einer Gesellschaft Nutzen von der Autorität, der Erfahrung, dem Können herrschender Individuen:
- Oftmals hat (gleich) zielgerichtetes Verhalten positive Konsequenzen. Autorität löst Mängel bei der
Umsetzung von Geboten.
- Autorität verhindert oder überwindet Chaos, realisiert eindeutige(re) Zielsetzung
- Autorität vermeidet Verschwendung von Ressourcen
Ur-Autorität wird beiläufig ohne Privilegierung ausgeübt. Dennoch wurden/werden nicht einmal selten um
die konkrete Herrschaft, früher häufiger gar blutige, Machtkämpfe ausgetragen. Herrschaft findet im Wesentlichen intransparent statt, wird gleichwohl von Vertrauen getragen und ex post sanktioniert oder verworfen. All dies wird in den
Unterabschnitten vertieft.
In der Moderne werden Autorität, Herrschen und Führen als Teilmenge von Herrschen systematisch
organisiert. Die Entscheidungen zur Installation eines Herrschers werden vermutlich noch immer überwiegend instinktiv bestimmt.
Die Gestaltung der Herrschaftsverhältnisse ist so vielfältig wie die sie tragenden Kulturen, durchaus
ein zusätzliches Hindernis zur Verständigung. Rationale Prozesse der Inthronisation und Ausübung von Herrschaft haben Vorteile. Sanften, d.h., idealen Verhältnisse ist Priorität einzuräumen, allerdings hat es gewaltsame
Herrschaftsverhältnisse schon immer gegeben. Realität überwindet stets die (seine) Hürde des Ideals. Angesichts des subjektiven Bezuges und dem Prinzip der sozialwissenschaftlichen Unschärfe erscheint
gewagt fest zu stellen, dass Gewalt auf dem Feld der Herrschaft rückläufig sei.
Fazit: Reale Politik deformiert Gesellschaft und damit auch die natürlichen, positiven Herrschaftsverhältnisse. Noch heute sind Herrschaft und Führen unverzichtbar, aber (selbst) zum Problem ausgewachsen. Ob die tragenden Personen in der Lage sein können, dies zu verhindern, muss realistisch denkend offen bleiben.
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