sonnenaufgang1

sowi Unschärfe in der Realität

übergeordnete Ausführungen zu
Realität der sU

Liberale Notizen

Theorie

Unbestimmtheit

Unschärfe

 

 

 

 

Zu
Unschärfe
gehören

Wahrnehmbarkeit

Konsequenzen

Herrschaftswissen

Realität der sU

 

 

 

 

 

 

 

 

weitergehende
Ausführungen zu
Realität der sU

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

07.03.24 / 31.05.21 / 15.04.20 / 22.02.19 / 04.02.19 / 27.12.17 / 22.09.17

 

Beispiele?

 

        Es trug sich zu, dass am 21.09.17 ca. 16:00 am Info-Stand der FDP am Neumarkt in Köln, eine Studentin in den letzten Semestern der Politologie für das Gespräch “gefangen” werden konnte. Die Gelegenheit die sU an die Wählerin zu bringen, konnte nicht ungenutzt bleiben. Beim Vortrag des klassischen Satzes “lernt die Gesellschaft eine Theorie über die Gesellschaft, wird die Theorie (genau) dadurch ungültig” kam der so typische Gesichtsausdruck beim Verarbeiten einer neuen Einsicht, dass  “da etwas dran ist” und nach ein-zwei weiteren Sätzen wie eine Totschlagfrage, barsch: “praktisches Beispiel?” Die in situ gegebene Erläuterung war unbefriedigend. Deswegen also die nun folgenden Ausführungen, denn die “Totschlagfrage” ist berechtigt, also zwingend zu beantworten, soll die Bedeutung (Relevanz) des Prinzips der sU untermauert werden.

 

Hinweise

Noch so viele Beispiele belegen keine Theorie. Der Beweis wird im Fall der sU durch Logik, nach dem Prinzip von Wissen durch Logik, erbracht. (Strenge) Logik unterliegt u.a. nicht den Versuchungen der Verhaltensökonomie.

(1)

Anschauung für die Formulierung der sU im Jahr 2001 war die Erfahrung der Abfolge modifizierter, im Zug der Geschichte gelegentlich sogar überholter folglich verworfener volkswirtschaftlicher Lehren wie klassische Ökonomie, Marxismus, Keynesianismus, Monetarismus, neoklassische Theorie, Behaviorismus, usw.

sU: die Abfolge ergibt sich daraus, dass die Erklärungsmodelle nicht länger “ausreichten”. Die Modelle waren jeweils gelernt worden, mussten zwangsläufig das Verhalten der Akteure verändern. Dadurch ergaben sich Ausnahmen und Gegenbeispiele, die dazu führten, dass jeweils die Modelle ins Wanken gerieten.

(2)

Auch dieses war 2001 verbreitet bekannt: Soll eine Prognose über die Entwicklung eines (beliebigen) sozialen Systems, etwa ein Unternehmen oder eine Volkswirtschaft erstellt werden, müsste auch der Algorithmus, die relevanten Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung (etwa des internen und externen Beziehungsgefüges, der Strukturen) bekannt, d.h., zuvor gelernt worden sein.

sU: Es “beißt sich die Katze in den Schwanz”, denn Lernen verändert Verhalten.

sU: Der Erklärende müsste über nachhaltig gültiges Meta-Wissen verfügen.

sU: Es müsste außerdem bekannt sein, welche Information, welchem Entscheider/ Konsumenten, wann bekannt werden wird, um ein bestimmtes (noch unbekanntes !) Verhalten auszulösen.

(3)

Seit 1963 gibt es den SVR zur Begutachtung der “gesamtwirtschaftlichen” Entwicklung. Selbstverständlich auf der Grundlage von Erwartungen, gar Prognosen. Wie oft die Gutachter “daneben” lagen, ist legendär.

sU: Die (viele) Akteure antizipieren ihr jeweils gegenwärtiges Verhalten, wider die Prognose.

(4)

Wollten die Herrschenden der UdSSR, aktuell die führenden Leute des Chavez/Maduro Regimes in Venezuela den Niedergang der Wirtschaft? Definitiv nicht. Die Akteure verhielten sich anders als von der Theorie zuvor postuliert.

sU: Wenn die Welt “so gut” ist, muss ich mich nicht anstrengen. Süffisant hinzugefügt: Obwohl Karl Marx, sicher anstrengende, Revolution als Klassenkampf prognostiziert hatte.

(5)

Es denkt und tagt noch jeder Rat einer Zentralbank geheim, weil andernfalls die Akteure der Wirtschaft ihre künftigen Maßnahmen unterlaufen würden.

Andererseits ist seit einigen Jahren üblich, künftige Entscheidungen anzudeuten. Es soll chaotisches (künftiges) Verhalten vermieden werden, sondern Planungssicherheit als Handlungsgrundlage geschaffen werden. “Andeuten” ist die Mitteilung über eine Denkrichtung. Hält sich eine Zentralbank nicht strikt daran, wird sie insofern unglaubwürdig und kann / sollte die Andeutung unterlassen bzw. sich sparen.

sU: Damit wird belegt, dass Handeln in das “Universum des Unwissens” unvermeidbar ist.

(6)

“Wir schaffen das”. Wäre sich Frau Dr. Merkel im Spätsommer 2015 bewusst gewesen, dass ihre Äußerung buchstäblich Millionen gepeinigter Personen Teilnehmer einer Völkerwanderung (nach Deutschland) werden lassen sollte, hätte sie ... nicht ... sich jedenfalls anders verhalten.

sU. Tendenz, die Ärmsten mit wenig Kraft unterließen einzuwandern. Die Kräftigen kamen entgegen der Absicht von Gutmenschen durch.

sU: Neben der Provokation durch die Sog.Grünen mit Ihrer Tendenz sich den privaten NAZI zu halten, katalysierte Dr. Merkel damit die aFd; Merkel wollte bestimmt keine NAZIS als MdB erleben.

(7)

Es gab Absicht und Tat, die aFd durch “Politik” zu unterlaufen.

Die Umfragewerte für die aFd sind wenige Tage vor der Wahl am 24.09.17 aber um 1-2 Punkte gestiegen, weil das (geringfügige) Eingehen auf die Kritik an (der behaupteten “Flüchtlingspolitik” von) CDU/CSU und SPD/Sog.Grüne als Bestätigung der Berechtigung der aFd-Wut interpretiert wird und zur Linderung des Einwanderungsdrucks obendrein Abermilliarden EURO aufzuwenden sein werden, obwohl Letzteres seit Jahrzehnten schwant.

sU: die (schwache) Reue von Straftätern bestätigt Notwendigkeit und Berechtigung der Bestrafung. Hinweis: Bei einem sehr kleinen Teil der Wählerschaft.

(8)

Als in Zeiten der Hochkonjunktur, 1956, die Arbeitslosenhilfe gesetzlich statuiert wurde, ging jedermann davon aus, die Hochkonjunktur sei nachhaltig. Das erfolgreiche deutsche Modell wurde bekannt und gelernt, hat dadurch sowohl Einwanderung wie Nachahmer katalysiert und zwang Gerhard Schröder zur Agenda 2010. Gut für Deutschland, verheerend bis heute für die SPD, was Schröder, Müntefering und andere am 14.03.2003, d.h., zum Zeitpunkt der Ankündigung im Bundestag, nicht vorausgesehen haben.

sU: viele Personen wurden “frewillig” Arbeitslosenhilfe-Empfänger; dies war für sie günstiger als machbare Bezahlung im Dienstverhältnis. Die gute Absicht von 1956 musste 2003 kassiert werden.

(9)

Wird die Wirkung einer Kriegswaffe bekannt, werden Gegenwaffen entwickelt.

sU: Die vorangehende Waffe verliert zumindest einen Teil ihrer Wirkung.

(10)

Desinformation.

sU: Das Individuum handelt nicht nach den Vorgaben einer zutreffenden, falschen, ihm bekannten oder nicht bekannten Theorie, sondern als Folge seiner Entscheidung nach situativer Gewichtung aller zum Zeitpunkt (meist) bewusst verfügbaren Information. Wenn der Empfänger an den Wahrheitsgehalt also der “Desinformation” glaubt, ändert er - in Übereinstimmung mit der Absicht des Desinformierenden - sein Verhalten entsprechend.

(11)

Ab Mitte 1973 tagte auf Initiative des Warschauer Paktes die “Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa” in Helsinki. Nur zwei Jahre später, d.h., Mitte 1975 wurde von den Teilnehmern die “Schlussakte von Helsinki” verabschiedet. Für die Bundesregierung war HD Genscher maßgeblich an den Verhandlungen beteiligt. Genscher hat ebenso maßgeblich die zu ziehenden Konsequenzen formuliert. Den Sowjets ging es darum, durch Akzeptanz und Respekt ihren Herrschaftsbereich zu konsolidieren. Da auch die Regierungen der “Volksdemokratien” des Warschauer Paktes wie fast alle Regierungen der Welt feierlich die Menschenrechte postulierten, fiel ihnen nicht schwer die entsprechenden Bekräftigungen in die Vereinbarungen zur Schlussakte einzubeziehen.

sU: In Polen, Tschechoslowakei, DDR und andere Staaten erhielten viele Individuen von der Schlussakte Kenntnis und lernten ihren Inhalt. Resultate: 11 Jahre später formulierte Gorbatschow “Perestroika und Glasnost”, die Implosion des Warschauer Paktes, der diversen Regime und das spätere Auseinanderbrechen der UdSSR war, wie erst 1989-91 bewusst wurde, nicht mehr zu vermeiden. Der große Philosoph der Zeitenwende: “Verzeiht Ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun” ...

(12)

Es explodierten vor Jahren die Kosten im “besten Gesundheitssystem der Welt”. Ärzte und Zahnärzte verdienten viel zu viel, meinten die Damen und Herren Gesetzgeber des zuständigen Parlamentes. Also wurde - um den Arbeitsorgien den Riegel vorzuschieben - befunden und tatsächlich beschlossen, dass pro Behandler in Arzt- bzw. Zahnarztpraxen im Quartal nicht mehr als eine bestimmte Höchstzahl von “Punkten” mit den Kassen abgerechnet werden durften. Diesem Verdienst-Verbot zu Folge hatten die Damen & Herren in den weißen Kitteln den Politikern zu Liebe das Weitere gratis zu leisten. Schlau gedacht? Durchaus. Diese Theorie wurde fleißig gelernt und damit in wenigen Monaten ungültig. Es stieg nämlich die Anzahl der angebotenen Teilzeitstellen; eine Praxis mit nunmehr zwei Behandlern ”durfte” selbstverständlich das doppelte abrechnen. Der Teilzeit-Behandler bekam seinen Teilzeit- Lohn, der Vollzeit-Beschäftigte verdiente sich dumm und dämlich wie eh und je. Und deswegen war die Theorie, dem das Abrechnungsverbot zu Grunde lag hinfällig.

(13)

Der Schweinezyklus: Bei schlechten Preisen sorgen die Schweinezüchter für weniger Ferkel- Nachwuchs. Aufgrund relativer Knappheit steigt der Preis für Schweinefleisch. Die Ferkel- Produktion nimmt zu, der Preis fällt erneut. Ähnliche - von der Spekulation auf das Verhalten der je anderen Marktteilnehmer - Preisschwankungen mit der Folge von Umsatzschwankungen gibt es für zahlreiche andere Güter wie Heizöl, Winterreifen, Spielzeug oder Winterreifen. In allen Fällen beobachten Marktteilnehmer das Marktgeschehen und ändern ihr Kauf- bzw. Liefer-Verhalten entgegen ihrer jeweils bisherigen Planung.

(14)

In KStA, 15.04.20, S.12 wird berichtet die Polizei habe eine Anwendung programmiert mit der die örtliche Wahrscheinlichkeit von Einbrüchen berechnet werden kann. Sinn der Maßnahme sei, an solchen Orten mehr Kontrollen durchzuführen. Der einschlägige Personenkreis ändert sein Verhalten, um solchen Kontrollen auszuweichen. Resultat die Annahmen der Anwendung werden entsprechend ungültig.

(15, 07.03.24)

Seit langen ist in vielen Ländern verboten, Umfrage-Ergebnisse kurz vor Wahlterminen zu veröffentlichen. Die Begründung lautet stets, solche Prognosen könnten das Wahlergebnis beeinflussen.

Dies entspricht den kurzen Notizen vom 30.10.23 und 31.12.23 mit dem Gedanken von der Schwierigkeit der Prognose künftiger sozialer Prozesse. In Übereinstimmung mit dem gesamthaften Aussagen-Gefüge in den LN ist statt dessen korrekt zu formulieren:

      Das Prinzip der sozialwissenschaftlichen Unschärfe gilt ebenso für verbreitet von der Öffentlichkeit zur Kenntnis genommene, d.h., gelernte Prognosen (künftiger) sozialer Prozesse oder Zustände. Der Umstand, dass die Prognose bestimmter (künftiger) Prozesse / (künftige) Zustände unterschiedlich durch das Prinzip der sowi Unschärfe fragwürdig sind als andere, ist bekannt, wird hier jedoch nicht behandelt.

(16)

Die Liste der Beispiele scheint endlos zu sein. Die Liste wird aus gegebenem Anlass erweitert.

 

Fazit:

Wer die sU formuliert, belegt, akzeptiert, vertritt, ist und bleibt Teil der Gesellschaft und wird Teil einer rekursiven Funktionalität, die auf eine definitiv abschließende Aussage hin nicht konvergiert. Das Problem ist dem der Tautologie verwandt. Zur Erinnerung: Beispiele belegen keine Theorie.
 

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