Recht auf ... |
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21.05.02
Rechte-Inflation Recht, Ausdruck von Menschlichkeit schlechthin. Der Ruf nach Recht, nach Gerechtigkeit, Kern der Aufklärung, die von der realen Republik zwar nicht plattgewalzt aber doch arg beeinträchtigt wurde: Ja zum “Recht”, aber ... “wir” müssen doch (möglichst bequem, ... äh effizient) “regieren” können. Es bildete sich zu dieser Auffassung ein schier unverbrüchlicher Konsens unter Demokraten. Aller Demokraten? Recht, das Produkt jeglicher Rechtsordnung, ist menschlichen Gesellschaften inhärent. Recht und Rechtsordnung positiv zu besetzen, Recht und Rechtsordnung weiter zu entwickeln ist - im Auftrag der Bürger - die zentrale Aufgabe des Staatskomplexes, d.h., der in Parlamenten, Staatsverwaltung und Justiz tätigen Politiker, Richter und Beamten. Absolute Herrscher gewährten früher gnädig Rechte: Unversehrtheit, Wahl, Eigentum, Menschenrechte und viele mehr. Aber im 3. Jahrtausend darf kein Einzelner, keine Gruppe von Einzelnen, also auch nicht die politische Elite länger Quelle von Recht sein. Einerseits gibt es wenige Fürsten; andererseits haben demokratisch legitimierte Präsidenten, Parlamentarier, nicht originäre, sondern “leidiglich” ausgeliehene Befugnis, Rechte (für Einzelne) einzurichten. Insofern sind “wählen” und etwa Menschenrechte keine gewährten “Rechte”, sondern Ausdruck originären “ich bin, folglich wähle ich”. Es gibt nun eine Kategorie von Rechten, die im Rahmen des gesellschaftlichen Beziehungsgefüges die Position Einzelner materiell, finanziell verbessern, auch verbessern sollen. Insbesondere die so genannten sozialen Rechte fallen hierunter. Nichts dagegen, wenn Einzelne Geld bekommen oder haben; sehr viel dagegen wenn Einzelne (sozial) untergehen. Und da der Vorteil des Einen, getreu dem marxschen Mehrwertprinzip die 1:1- Minderung beim Anderen zur Folge hat, ist klarzustellen: Es können zwar zugunsten Einzelner ohne Ende diese so genannten sozialen Rechte eingeräumt, auch erweitert werden, aber die Menge erarbeiteter, d.h., verfügbarer Güter steigt allein dadurch nicht um 1 Ct. Und erschwerend kommt hinzu: Rechte-Inflation geht wie Währungs-Inflation mit Werteverlust einher. Ein aktuell diskutiertes Beispiel ist der “Kündigungsschutz”. Kein einziger zusätzlicher Arbeitnehmer wird aufgrund von Kündigungsschutz dienstverpflichtet; eher das Gegenteil Soziale Rechte, Sozialstaat hin, auch her: Seine Gerechtigkeit fördernde Wirkung ist im Vorschriftengeröll verschüttet, insgesamt eher negativ. Das heute übliche Sozialstaat- Versprechen ist unredlich und zur Demagogie verkommen, denn das zentrale und wichtige Anliegen, demzufolge kein Mit-Mensch dem Untergang preisgegeben bzw. ausgesetzt werden darf, hat immer weniger Anteil an aktueller Sozialpolitik. Hinzu kommt, dass - salopp ausgedrückt - ganze Schiffsladungen von Rechten keinen einzigen neuen “Arbeitsplatz” bewirken. Einzig ein eventuelles arbeitgebersetiges Erpressungspotenzial gegenüber den Mitarbeitern könnte abnehmen. Andererseits: Warum sollte ein Arbeitgeber einen kompetenten Mitarbeiter malträtieren? Der Arbeitgeber würde sich in das eigene Fleisch schneiden. Und etwas Anstrengung, um Kompetenz zu erhöhen, zu verkaufen kann doch angesichts unermesslicher Wünsche nicht schaden. Viele Millionen sind sehr wohl Willens die berühmten 4 Buchstaben zu bewegen. Soll die Freude an Leistung zersozialisiert werden? Kritisch bleiben ist ratsam: Der Druck den Einen für den Anderen auszutauschen kann im Grenzfall unzulässig sein. Wenn aber alle am Tisch sitzen, etwa nach der Methode der Betriebsverfassung, lässt sich dieses Problem doch beheben. Es muss halt getan werden; Ankündigen ist zu wenig; Dialog ist auf Zweiseitigkeit angewiesen. Liberale wissen besser, wie ein zukunftsfähiges Sozialstaat-Konzept zu “konfigurieren” ist: Befreit die Menschen von Menschen. Menschen wissen besser als Funktionärsmenschen wie man sich selbst helfen kann. Selbsthilfe ist Privatsache. Es wird so wie so niemand untergehen. Liberaler ist schlicht sozialer. |
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