Liberale Sprache als Werkzeug |
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04.08.08, 06:00 / ... / 02.06.04
Werkzeuge schärfen Am 3. Dezember 2003 um 8:20 lief in Deutschland ein Interview in dem geäußert wurde, es komme darauf an, eine “an den Menschenrechten orientierte Politik zu betreiben”. Betreiben! Politik wird betrieben. Genauso gut ließe sich statt dessen sagen eine “an den Menschenrechten orientierte Politik zu machen” oder, hochtrabend, “zu gestalten”. “Politik betreiben” mag als intrapolitische Fachsprache oder Jargon akzeptabel sein. Das Interview vom 02.12.03, 08:20 mit dem DLF war aber an die Öffentlichkeit gerichtet; ob das Verhalten des Interviewten mit Arroganz, Chuzpe, totalitärer Neigung oder/und Menschenfeindlichkeit zu kennzeichnen ist, sei dahin gestellt. Es wird wenige Herrschende geben, die (sich) Rechenschaft über ihren produzierten sprachlichen Unfug legen. Die fehlende sprachliche Genauigkeit kann auf Faulheit oder die Absicht der Verschleierung zurück zu führen sein. Warum hat der interviewte Politiker beispielsweise nicht gesagt: “Wir (i.S. von “ich”) verlangen von allen Herrschenden weltweit, den Respekt der Menschenrechte. Wir werden keinen Waffenlieferungen an Regierungen, die sich daran nicht halten zustimmen.” Die Standard-Antwort auf die Vorhaltung lautet: “ja, genau das habe ich doch gemeint”. Die Retourkutsche dazu: “Dann sagen wir doch bitte genau das, was gemeint ist. Weniger Missverständnisse und” ...: “Die bessere Demokratie als Lohn ... “ Es gibt Bibliotheken wie mit Sprache, nicht nur im Politischen, vielfach an der Grenze von Heuchelei, Täuschung, Lüge oder Betrug agiert wird. Das ist ein weites Feld für Sprachpsychologie betreffend insbesondere das intra- und interindividuelle Assoziationsgefüge. Sprache erfüllt bekanntlich die Funktion als Mittel der Kommunikation (von Inhalten) aber weitergehend auch die Funktion zu überzeugen, Zustimmung zu gewinnen. Präzision der Sprache Bürgerrecht gar Menschenrecht? Das Assoziationsgefüge ist heterogen, in Teilen disjunkt. Es obliegt den Sendern und Mediatoren für adäquate Darstellung, ggf. Übersetzung jeglicher Botschaft zu sorgen. Alles sonst ist angesichts von Willkür totalitäres Verhalten. Also muss sprachliches Werkzeug im Hinblick auf das aktuelle Bewusstsein optimiert werden. Der zielführende Schlüssel hat in das konkrete Schloss zu passen. Um im Bild zu bleiben wird klar, dass mit jedem Generalschlüssel viel Unfug betrieben werden kann. Mit welchen Begriffen und Sätzen wird die beste Wirkung, d.h., Zustimmung erzielt? Einige Schlüsselbegriffe kritischer Bedeutung sind in alphabetischer Reihenfolge diese.
Im Programm der FDP seit Jahren prominent vertreten. Ersatz für das völlig ausgelatschte Wort “Solidarität” Angenommen
In den herkömmlichen Arien zur Freiheit werden stets diese ffff Freiheitseinheiten adressiert. Da null Freiheit, nicht einmal ffff/2 Freiheit zur Debatte steht, wird die überflüssige Arie überhört, nicht wahrgenommen. Wenn Liberale von Freiheit sprechen/schreiben ist stets ein kleines Delta (Freiheit) um den Wert ffff herum gemeint. Sozialisten und Konservative wollen weniger, Liberale mehr Freiheit. Zur Debatte stehen hierbei Freiheit der Sozialversicherung, Freiheit der Ausbildung, Freiheit vor hoher Steuerlast, Freiheit der Lohn-Vereinbarung, Freiheit von Bürokratie, Freiheit zu Bauen, Freiheit zur Nutzung religiöser Symbole (Kopftuchverbot?), Freiheit vor Überwachung und sicher andere mehr. Die Beispiele sind gekennzeichent dadurch, dass dem Begriff Freiheit jeweils ein Thema zugeordnet ist; nur so ist das liberale Anliegen wirksam zu kommunizieren. Denn Meta-Freiheit, unkonkret, ist nicht umstritten. Sehr wohl aber der prozesspolitisch definierte, nachvollziehbare kleine Freiheitsgewinn bzw. -verlust. Selbstverständlich, aber nicht unbedingt. Etwa dann nicht, wenn “wir” angegriffen werden. Jedoch ist Angriff ebenfalls zu definieren. Etwa die Massenmorde à la 11. September oder 11. März sind kein Angriff auf “uns” (i.S. von “wir”). Die Wahrscheinlichkeit betroffen zu sein, ist nämlich verschwindend gering. Es darf jenen nicht auf den Leim gegangen werden, die “Wir Angegriffenen” postulieren. ... das antiliberale Resultat wäre: Staat ist noch wichtiger, wobei “ich” (wählbar) erst Recht. Hierzu hat Guido Westerwelle, bereits 2003 das Nötige gesagt und geschrieben. “Sozial” ist aus liberaler Sicht ein Adjektiv für das Beziehungsgefüge unter den Individuen der Gesellschaft. Als soziales Handeln gilt Mensch-Mensch-Beziehungen durch Mensch-Staat- Mensch (Steuerzahler) zu ersetzen; dies wirkt und motiviert allerdings eher desintegrierend, asozial. Richtig ist: Vieles vom früheren Beziehungsgefüge (etwa Standard- od. die Großfamilien) löst sich statistisch betrachtet auf. Es gibt aber auch andere Entwicklungen: Etwa die Auflösung der Großgewerkschaften, die unternehmerische Dezentralisation, Bürgerinitiativen oder Selbsthilfegruppen. Ob der vermutliche Bindungsverlust durch die sog. Sozialleistungen neutralisiert wird, muss fraglich sein. Teilhabe an was konkret sollen Sozialleistungen ermöglichen? Überspitzt: Fernreisen, per PKW? Für/wegen sozial <Substantiv> wird längst als verschämter/verschleiernder Code für staatliche Geldleistungen aus Gemeinschaftskassen zu Gunsten von Bedürftigen oder Betroffenen die “zu wenig Einkommen haben” verwendet. Wählbar, beliebt will der sozialistische und konservative Politiker sein; zunächst bei den Empfängern möglichst ohne aber jene, die erwirtschaften zu verprellen. Aus liberaler Sicht ist selbstverständlich, keinen Mitmenschen dem sozioökonomischen Untergang preis zugeben. Zu problematisieren sind die Grauzonen “Bei wie wenig Sozialleistung? Bei wie viel keine Sozialleistungen? Ist soziales Trittbrett-Fahren ausgeschaltet, zumindest minimiert? Die elegante Lösung des Bürgergeldes lehnen Sozialisten und Konservative bisher ab. Der Großverdiener fährt einen Mercedes 999, 20 m
lang, Gewicht 5 Tonnen, 1200 KW, Höchstgeschwindigkeit 400 km/h; der Kleinverdiener fährt BMW-Mini. Beide zahlen 4 Jahre lang ihr (gegönntes) persönliches Symbol von Freiheit ab. Wer ist glücklicher? Vielleicht --------------- Hingegen Sozialisten: Sozialstaat, Sozialgerechtigkeit, Solidarität, Um-Verteilung. Das alles mit dem Ziel von viel herkömmlichem Wohlstand. “Prösterchen Jungs, modernisiert weiter ... “ Hingegen Konservative:
Der sorgende Obrigkeitsstaat, wenig Ausländer (sind meistens arm), viel Sorglosigkeit (Sicherheit), Leitkultur (Scheuklappen ausgefahren), alle sind gleich in der Mehrheit - Minderheiten gerne unerwünscht. Das alles mit dem Ziel von viel geistiger und sonstiger Bequemlichkeit, d.h., viel Wohlstand. Mit Sarkasmus sei notiert: Sind “wir” bereit zum Untergang? Dann sollten wir konservativ nicht nur sein, sondern auch spenden und wählen. |
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