Ausblick |
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03.07.01 / 19.06.01 / (1996)
100-200 Jahre nach dem Absolutismus mutierte trotz Aufklärung frühere Bevormun- dung allmählich in flächendeckende, kollektive Verantwortungslosigkeit. Die Akteure aus dem Kreis der Herrschenden wirken wirken als Treibsatz; im Kreis des (theoretischen) Souveräns gibt es zahllose offene Hände. Überlebt Demokratie im Wohlfahrtsstaat? IV. Liberale Bürgergesellschaft: Freiheit für alle Wie könnte vorgegangen werden? Die Einsicht in die Notwendigkeit der Transformationen „Solidarität zu Fairness“ und „Versorgungsstaat zu Bürgergesellschaft mit Selbsthilfe für alle“ begründen Entschlüsse. Abtasten der Fülle sich bietender Optionen, auch Innehalten oder Richtungsänderungen sind unvermeidbar, denn Umbruch in kurzer Zeit ist nicht ratsam. Selbsthilfe für alle ist nicht per Regierungserklärung zu definieren und einzuführen. Auch Fairness lässt sich nicht erfolgreich anordnen, schon gar nicht durch gesetzliche Gebote. Zunächst geht es also darum, die noch immer wuchernde staatsorientierte Formierung “dieser Gesellschaft” zu überwinden. Popper ist zu beherzigen: Einen großen Wurf zu versuchen ist sinnlos, im übrigen aus Prinzip ideologiegefährdet; folgendes erscheint hilfreich und zeigt die Richtung:
Von der Wiedervereinigung abgesehen und trotz europäischer Dimensionierung heutigen Lebens, lässt Fortschritt auf dem Pfad zu mehr Freiheit seit vielen Jahren zu wünschen übrig. So wie das Streben nach Wohlstand ohne Grenzen in Verbindung mit der demokratisch legitimierten, faktischen Selbstbedienung seitens oft genug nur hierzu gebildeter Mehrheiten, führt auch das „staatliche“ Versorgungsversprechen sozioökonomisch in die Sackgasse . Die Erkenntnis, dass “wohlfahrtsstaatlich“ katalysierte Anspruchsmentalität Demokratie beschädigt, muss Allgemeingut werden. Soziale Leistungen für nicht bedürftige Menschen sind sozial schädlich, also abzubauen. Staat, kein Wert an sich, reduzieren, bedeutet “Wohlfahrtsstaat“ reduzieren, um “Demokratie und Märkten die Vorfahrt einzuräumen”. Es ist verständlicherweise bequem, politische wie jede sonstige Führung nach dem Prinzip von Anordnen und Gehorchen auszuüben. Diese Lösung, u.U. in Krisen zweckmäßig, ist ansonsten menschlich, zivilisatorisch und kulturell ungewöhnlich primitiv, denn potenziell aktive Menschen erkranken sozial; Endstadium: soziales Siechtum. Mit Genugtuung und Optimismus ist festzustellen, dass das in jeder Beziehung anspruchsvollere, auch modernere Konzept des Liberalismus von entwickelten Gesellschaften bevorzugt wird. Mehr noch: Der Entwicklungsstand einer Gesellschaft ist an ihrer Liberalität, u.a. etwa ihrer Fähigkeit zur Marktwirtschaft zu erkennen. Liberalisierung ist nicht Modegag, sondern muss Megatrend sein. Zum Thema Fairness fangen die Deutschen nahe Null an. Fairness soll aber nicht nur in der Sozialpolitik, sondern auf allen Feldern menschlicher Beziehungen wirken. So muss die intellektuell unfaire Politik der Substantive wie soziale Gerechtigkeit, Sozialstaat, Wohlfahrtsstaat, „soziale“ Marktwirtschaft durch faire Politik schlicht formulierter, durchaus idealtypischer Ziele ersetzt werden:
alle tragen bei, alle nehmen teil, folglich überleben alle und alle
fühlen (deswegen!) Freiheit. Selbsthilfe für alle individualisiert Entscheidungen, hält Planungsfetischisten in Schach, fördert Freiheit des Handelns und sichert Autonomie der Gewissen. Dies stimmt mit der Gestalt eines würdigen Menschenbildes überein. Der Widerspruch zwischen Demokratie und “Wohlfahrtsstaat“
wäre aufgelöst. Denn „faire“ „Selbsthilfe für alle“ macht den herkömmlichen “Wohlfahrtsstaat“ samt negativer Erscheinungen überflüssig; gebändigte Staatlichkeit, befreit u.a. Ökonomie und damit Menschen. |
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