Berlin,
den 26. Oktober 2021. Das
Wirtschaftsforum der SPD e.V. diskutiert heute im Rahmen der öffentlichen
Digitalkonferenz „Resilienz, Effizienz und Wertschöpfung – Die Circular Economy als Grundlage einer modernen
Wirtschaft“ über die Chancen und Potenziale, welche insbesondere das
chemische Recycling für eine moderne Kreislaufwirtschaft darstellt.
Prof. Dr. Ines Zenke, Vizepräsidentin des Wirtschaftsforums der SPD e.V.,
betont dabei: „Die Circular Economy setzt das
Ausrufezeichen in Sachen Nachhaltigkeit. Dies muss im Koalitionsvertrag
abgebildet und im Selbstverständnis moderner Wirtschaftspolitik verankert
sein.“ Dabei müsse jedoch auch Klarheit geschaffen werden: die
Kreislaufwirtschaft erschöpfe sich nicht nur auf das werkstoffliche
Recycling – das volle Potenzial kann nur dann gehoben werden, wenn auch
dem chemischen Recycling zum Durchbruch verholfen werde. Hierfür bedürfe
es eines politischen Signals der Unterstützung.
Michael Wiener, CEO der DSD Holding GmbH & Co. KG, fordert: „Wir
brauchen Offenheit für Technologie und Innovationen in der
Kreislaufwirtschaft bei Kunststoff. Das bedeutet aber auch, dass
mechanisches Recycling und chemische Verfahren gleichermaßen
substantielle finanzielle Unterstützung erhalten müssen!“
Die Endlichkeit von Rohstoffen sei eine viel stärkere Bedrohung für die
Sicherung und den Ausbau unseres Wohlstandes und müsse stärker in den
öffentlichen Fokus gerückt werden, so Ralph Müller-Beck, Co-Leiter des
Fachforums Ressourcen & Nachhaltigkeit beim SPD-Wirtschaftsforum.
„Die Kreislaufwirtschaft hat das Potential der neue Wachstumsmotor für
Deutschland und Europa zu sein.“
„An den künftigen Kurs Deutschlands als viertgrößter Industrienation
richten sich hohe Erwartungen. Wir haben jetzt die einmalige Chance, eine
wirklich nachhaltige, klimaneutrale Welt entscheidend mitzugestalten. Die
künftige Bundesregierung muss den Wandel kraftvoll und mutig vorantreiben
– großer Wurf statt kleinem Karo“, sagt Covestro-CEO
Dr. Markus Steilemann. „Viele hervorragende
technologische Ideen und Lösungen, insbesondere für die Transformation
zur Kreislaufwirtschaft, gibt es bereits. Nun müssen Politik, Wirtschaft
und Gesellschaft eng und vertrauensvoll an der Umsetzung arbeiten. Die
chemische Industrie kann und wird ihren Beitrag leisten.“
Bernard Kemper, CEO der EEW Energy from Waste GmbH führt aus:
„Der Wandel von einer linearen in eine Kreislaufwirtschaft ist in
Deutschland erfreulich weit vollzogen. Die Umweltwirtschaft ist
mittlerweile zu einer wirklichen Größe gewachsen, Recyclingtechnologien
aus Deutschland sind international gefragt. Damit zufrieden geben wollen
wir uns bei nur begrenzten globalen Ressourcen nicht. Wollen wir eine
wachsende Weltbevölkerung versorgen, kann der Kreislauf nicht mehr nur
Kür sein, sondern muss zur Pflicht werden. Wir als Unternehmen können
einen stärkeren Beitrag leisten, wenn wir bislang ungenutzte Rohstoffpotentiale
erschließen. Wir von EEW begreifen Abfall von je her als Ressource. In
erster Linie zur Energiegewinnung, immer stärker aber auch als
Rohstoffquelle. Was technisch und unternehmerisch möglich ist, muss aber
auch politisch gewollt und flankiert werden. Mit dem chemischen Recycling
öffnet sich ein Pfad, weitere Abfallströme als Recyclingrohstoff im
Kreislauf zu führen. Möglich wird dies in einem politischen Rahmen, der
es erlaubt, diese Rohstoffe auf die Recyclingquoten anzurechnen.“
Dr. Bettina Rechenberg, Fachbereichsleitung ‚Nachhaltige Produktion und
Produkte, Kreislaufwirtschaft‘ beim Umweltbundesamt, gibt zu bedenken:
„Die Techniken des Chemischen Recyclings sind – auch wenn sie noch
weiterentwickelt werden – sehr energieintensiv. Ökologisch sinnvoll
können sie daher für stark verschmutzte und nicht werkstofflich
recyclingfähige Kunststoffe sein. Die Produktion von Kraftstoffen aus den
Produkten des chemischen Recyclings ist aufgrund der Energieintensität
energetisch nicht sinnvoll gegenüber der direkten energetischen
Verwertung von Kunststoffabfällen.“
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