L i b e r a l e N o t i z e n
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Sammlung Originaldokumente in http://www.liberale-notizen.de |
Eine neue Generation Deutschland
Christian Lindner anlässlich der Dreikönigskundgebung am 06.012018 in Stuttgart: Meine sehr verehrten Damen, meine Herren, ich wünsche Ihren Familien und Ihnen persönlich am Beginn dieses neuen
Jahres alles Gute, Glück und Gesundheit. Das Jahr 2017 war turbulent. Ich verspreche Ihnen, das Jahr 2018 wird
genauso werden. Das ist ja das Reizvolle an den Freien Demokraten. Wir sind
eine Partei mit eingebautem Nervenkitzel. Ich freue mich, dass so viele
Bürgerinnen und Bürger, die der FDP nicht angehören, den Weg zu dieser
Veranstaltung heute gefunden haben. Das ist immer für uns ein wichtiger
Indikator, ein Zeichen, wo steht die FDP zu Beginn des Jahres. Willkommen
Ihnen also bei dem gegenwärtig berüchtigsten und
spannendsten, was die politische Landschaft in Deutschland zu bieten hat. Ich
gratuliere Ihnen, die erste Mutprobe des Jahres, die haben Sie schon
bestanden. Meine Damen und Herren, das Dreikönigstreffen ist ein besonderes
Ereignis im politischen Kalender, für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
wegen der Bedeutung dieses Jahresauftakts für die Rednerinnen und Redner,
weil es eine außerordentliche, eine ganz besondere Atmosphäre hier in
Stuttgart ist. Jeder, der schon einmal hier hat sprechen dürfen, erinnert
sich daran. Es ist aber vor allen Dingen eine für uns außerordentliche
Veranstaltung aufgrund der Tradition des Dreikönigstreffens seit den 1860er
Jahren. Andere sprechen verächtlich von den sogenannten Altparteien, wir sind
stolz, eine liberale Traditionspartei zu sein, denn diese Tradition gibt uns
Orientierung und sie ist für uns eine fortdauernde Verpflichtung. Man schaut jetzt an diesem 6. Januar zurück, wir schauen nach vorne. Ich
erinnere mich, als ich vor acht Jahren zum ersten Mal hier habe sprechen
dürfen, ich erinnere mich genau an die Situation. Und an das, was folgte.
Denn im Juni 2010 lag die FDP in der politischen Stimmung noch bei drei
Prozent. Als Regierungspartei mit starken Persönlichkeiten im Kabinett, ich
nenne hier exemplarisch, weil sie hier vorne sitzt, unsere verdienstvolle
liebe Freundin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Wir haben seinerzeit
Verantwortung gelegentlich bei anderen gesucht für unsere schwierige Lage.
Aber die Situation der FDP hatte nichts mit anderen zu tun, das Problem waren
wir selbst. Wir haben nach der Wahl aus den Augen verloren, welche Ideen und
Werte unsere Anhänger vor der Wahl begeistert haben und diese historische Lektion
haben wir gelernt. Ich erinnere mich an die erste Rede, die ich als Parteivorsitzender
halten durfte, Anfang 2014. Michael Theurer und
ich, wir haben gerade darüber gefrotzelt, seinerzeit kamen die Sternsinger
nicht. Weil nach der Niederlage der FDP bei der Bundestagswahl die Gemeinde
der Auffassung war, die FDP gäbe es ja nicht mehr. Na ja, so fernliegend war
der Gedanke nicht. Denn wenn jemals eine Partei in Deutschland komplett aus
dem Deutschen Bundestag vorher ausgeschieden war, dann kam sie niemals wieder
zurück. Bislang. Die vergangenen vier Jahre waren für uns harte Jahre. Aber
sie haben uns geprägt, sie haben uns verändert. Wir kommen als eine
traditionsreiche Partei zurück in den Deutschen Bundestag, aber die FDP, die
in den Deutschen Bundestag zurückgekehrt ist, es ist nicht mehr dieselbe FDP,
wie die, die aus dem Bundestag ausgeschieden ist. Schauen Sie, kein Unternehmen, keine Organisation, auch keine Partei ist
ein Selbstzweck. Das ist das Wesen von Marktwirtschaft und Demokratie. Was seinen
Zweck erfüllt hat, das geht, das wird ersetzt durch anderes. Schumpeter
sprach von der „schöpferischen Zerstörung“. Und somit war auch gar nicht
klar, ob der FDP ein Comeback gelingen könnte. Sicher, wofür wir stehen, das
ergibt sich aus der schottischen Philosophie, aus den Gedanken der
amerikanischen Verfassungs- und Unabhängigkeitsbewegung, der französischen
Revolution und der deutschen Aufklärung. Das kannten wir alles. Aber war das
der starke Grund, warum wir selbst einmal Freie Demokraten geworden sind und
nicht Christ-, Sozialdemokraten oder Grüne? Wir haben uns also die Frage nach
dem wirklichen Warum gestellt. Warum sind wir selbst Freie Demokraten und
warum braucht es eine Partei wie die FDP in Deutschland? Und die Antwort ist
die Einstellung zum Leben. Es ist der Wunsch nach Selbstbestimmung und die
Bereitschaft, zum eigenen unabhängigen Urteil. Es ist die Schaffensfreude und
die Offenheit für den Wandel und es ist die Neugier auf neue Technologien und
die Toleranz gegenüber Menschen, die ihr Leben anders führen wollen als man
selbst. Wir haben uns befreit aus der taktischen Abhängigkeit anderer
Parteien. Wir haben uns befreit von der Ängstlichkeit vor Kritik. Und wir
haben uns befreit vom Einfluss organisierter Interessen. Liebe Freunde, meine Damen und Herren, weil wir selbst wieder wissen,
wer wir sind und was uns am Herzen liegt, können wir auch andere wieder für
uns begeistern. Und deshalb möge der Druck auch noch so groß werden, diese
innere Überzeugung und Haltung geben wir nicht mehr auf. Von der lassen wir
uns leiten. Die vergangenen vier Jahre waren harte Arbeit. Und der Erfolg ist nicht
die Leistung weniger oder gar nur die Leistung eines einzelnen. Es waren alle
Mitglieder unserer Partei, es waren die Kandidatinnen und Kandidaten bei den
unterschiedlichen Wahlen. Es waren die Tausenden Ehrenamtler,
die in unserer Partei arbeiten. Es waren unsere 63.000 Mitglieder, die diesen
Erfolg gemeinsam ermöglicht haben. Wir sind eine Partei von Individualisten. Und wie sollte es auch anders
sein? Aber wir haben gelernt, dass eine Partei von Individualisten dann stark
ist, wenn sie zu Teamwork fähig ist und deshalb danke ich jedem einzelnen
ganz herzlich für den Einsatz während der vergangenen vier Jahre. Daran
knüpfen wir an. Sie verfolgen das vielleicht auch, es gibt durchaus Anwürfe an die FDP,
und, also warum ist die Partei denn dennoch so geschlossen? Und die erste
Antwort, die dann gegeben wird, ist, das hängt mit dem autoritären
Führungsstil des Vorsitzenden zusammen. Vielleicht liegt es einfach daran,
dass wir einer Meinung sind und in dieselbe Richtung arbeiten wollen. Wäre ja
naheliegender. Also zu Beginn dieses Jahres 2018 schauen wir auf die FDP. Und wir haben
eine Haltung gefunden und dokumentiert. Und mit dieser Haltung übernehmen wir
Verantwortung in Regierung und Opposition. Das zeigen wir jeden Tag, dass wir
bereit sind zur Verantwortung. In Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein und
in Nordrhein-Westfalen. 2016 hatte Volker Wissing die Courage, in eine
Ampelkoalition einzutreten, weil dort und in dieser Konstellation ein
Politikwechsel für das Land möglich war. 2017 haben Wolfgang Kubicki und
Heiner Garg in Schleswig-Holstein eine
Jamaikakoalition verhandeln können, weil dort in dieser Konstellation ein
Politikwechsel möglich war. Joachim Stamp und ich, wir haben im größten
Bundesland, Nordrhein-Westfalen, im Sommer des letzten Jahres eine
schwarz-gelbe Koalition mittragen können, weil dort in dieser Konstellation
ein Politikwechsel möglich war. Die Freien Demokraten regieren mit SPD, mit
Grünen, mit der CDU, weil wir jedes Mal aufs Neue schauen, ob ein
Politikwechsel möglich ist. Und das zeigt, wir sind bereit zur Übernahme von
Verantwortung, aber wir sind auch eine eigenständige Gestaltungspartei, die
nicht in das Lager irgendeiner anderen Partei gehört. Und hier in Baden-Württemberg, ich weiß das noch genau, hier in
Baden-Württemberg ist unser Freund Uli Rülke hart
dafür kritisiert worden, dass er nicht stellvertretender Ministerpräsident in
einem Kabinett Kretschmann wird. Aber diese Entscheidung war genauso mutig
wie die von Volker Wissing, denn in dieser Konstellation hier wäre eben kein
Politikwechsel möglich gewesen. Meine Damen und Herren, ich bin überzeugt, wer den Status quo überwinden
will, der darf sich nicht am Applaus des Tages orientieren, sondern nur an
den Überzeugungen, für die man bereit ist zu streiten im Plenarsaal und auf
dem Marktplatz. Nur da. Meine Damen und Herren, jetzt haben wir zu Beginn dieses Jahres sieben
Landesminister und 80 Abgeordnete im Deutschen Bundestag. Wir haben die
Organisation unserer Arbeit im Deutschen Bundestag gegenüber früheren Zeiten
verändert. Wir haben jetzt starke stellvertretende Fraktionsvorsitzende, die
ein eigenes fachliches Ressort führen. Und damit für die unterschiedlichen
Themen das politische Gesicht sind. Katja Suding,
Alexander Graf Lambsdorff, Michael Theurer, Stephan Thomae, Frank Sitta, Christian Dürr. Wir haben Nicola Beer als Generalsekretärin, den stellvertretenden
Parteivorsitzenden Wolfgang Kubicki und Marie-Agnes Strack-Zimmermann, unsere
parlamentarischen Geschäftsführer Marco Buschmann, Stefan Ruppert und Florian
Toncar, die alle können jetzt wirken. Uns wurde
vorgehalten, die FDP sei eine One-Man-Show. Ich muss sagen, zurzeit der
außerparlamentarischen Opposition ist One-Man-Show besser als eine No-Man-Show. Aber die Lage hat sich jetzt verändert. In der Sache stehen wir für
Individualität und Vielfalt und deshalb sind jetzt alle auch aufgerufen, die
Individualität und Vielfalt der FDP zu leben. Das ist unser Ziel. Jeder hat
jetzt die Möglichkeit dazu. Übrigens wurde verschiedentlich gesagt, ja, die FDP-Bundestagsfraktion,
die habe so wenig Regierungserfahrung. Das stimmt gar nicht, wenn man sich
die Fraktionen, die Biografien im einzelnen ansieht.
Wahr ist, in unserer Parlamentsfraktion sind auch viele neue
Persönlichkeiten, die zuvor in Wirtschaft, in Kultur und in Wissenschaft
Erfahrung gesammelt haben. Und ich freue mich darauf, von Ihnen und dem
frischen Denken jetzt auch zu lernen. Aber mangelnde Regierungserfahrung ist
nach meinem Geschmack in Deutschland zu oft nur ein Tarnwort
für weiter so. Und wenn Politik, wenn Regierung und Parlament eins brauchen,
dann frische Ideen und das sollte das Markenzeichen der FDP sein, eine Brücke
zwischen Gesellschaft und Politik zu schlagen. Meine Damen und Herren, Deutschland geht es gut. Aber die gegenwärtige
Stärke unseres Landes führt uns alle natürlich in Versuchung, uns in der
Komfortzone einzurichten. Dabei ändert sich gegenwärtig um uns herum und in
unserer Gesellschaft Grundlegendes. Erstens, die Vereinigten Staaten sind
unser traditioneller Bündnispartner, aber auf Sicht der nächsten Jahre keine
verlässliche Größe mehr. China hingegen strebt jetzt mit Macht auf die
Weltbühne und hat seine Jahrzehnte lang geübte politische und ökonomische
Zurückhaltung aufgegeben. Wie ist die Antwort darauf? Abschottung und die
Augen verschließen? Das darf nicht die Antwort sein. Die Antwort muss sein
die Wiederherstellung der Handlungsfähigkeit Europas und das aktive Eintreten
für weltweiten Freihandel, das muss die Antwort sein. Und deshalb muss der Deutsche Bundestag natürlich schnellstmöglich das
Freihandelsabkommen mit Kanada ratifizieren. CDU und SPD und FDP sind dafür,
die breite Mehrheit in Deutschland ist also für diesen Freihandel, das Land
darf sich nicht bremsen lassen durch Grüne, Linke und AfD,
die da dagegen sind und zeigen, welche geistige Verwandtschaft sie haben. Zweitens verändert die digitale Revolution alles. Unser Leben. Unsere
Gehirne. Die Machtstrukturen in der Gesellschaft und Biografien. Die Antwort
darauf kann doch nicht Teilnahmslosigkeit sein. Die Antwort muss mehr Tempo
sein, beim Ausbau der Infrastruktur, der Modernisierung des Rechts,
insbesondere für fairen Wettbewerb, auch bei der Digitalisierung und endlich eine
Politik, die erkennt, dass die Digitalisierung auch für den Staat selbst eine
Chance ist, wir können uns nicht erlauben, länger Zeit zu verlieren. Drittens erreicht uns in diesen Jahren endgültig der demografische
Wandel. In wie vielen Klassen sind Kinder aus ursprünglich deutschen Familien
heute in der Minderheit? Wie viele Familien leben von Sozialleistungen, ein
starker Grund für die wachsende Kinderarmut, weil sie keinen Tritt am
Arbeitsmarkt fassen. Die Zahl der Rentnerinnen und Rentner steigt. Sie
übersteigt die Zahl derjenigen, die neu ins Berufsleben eintreten. Und der
Fachkräftemangel ist dabei, zu einem großen Risiko für die wirtschaftliche
Entwicklung unseres Landes zu werden. Die Antwort darauf kann aber doch nicht
Mütterrente und Mindestlohndokumentationsverordnung sein. Die Antwort darauf
muss sein, eine Priorität für Bildungspolitik, ein flexibler Sozialstaat und
endlich eine liberale Einwanderungspolitik in unserem Land. Mein vierter Punkt: 15 Jahre haben wir in Deutschland von der Reformdividende
Gerhard Schröders gelebt. Wir haben auf den Weltmärkten profitiert davon,
dass die anderen schwächer waren als wir. Danach haben wir profitiert von der
Notenbankpolitik, dem Außenwert des Euro und dem Zins. Jetzt beginnt sich
alles zu verändern. Die Reformdividende von Gerhard Schröder ist jetzt
endgültig verbraucht, andere ändern ihre und verbessern ihre
Standortbedingungen und bei uns verschlechtern sie sich. Wie ist darauf die
Antwort? Weiter nur umverteilen des Status quo? Das darf doch nicht die
Antwort sein. Die Antwort muss eine neue Wachstumsagenda sein, mit der die
Kräfte dieses Landes wieder entfesselt werden, um neuen Wohlstand zu
erwirtschaften. Und das ist eine Frage der Staatsräson. Und die fünfte Zeitenwende, die ich exemplarisch ansprechen will, das
ist das Ergebnis der Bundestagswahl selbst. Das markiert nämlich eine
historische Zäsur in der Entwicklung unserer Republik. Mit der Alternative
für Deutschland gehören unserem Parlament erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg
und der Gründung unserer Republik eine Fraktion an, die keine klare
Trennlinie zieht zur Fremdenangst oder Rassismus und Antisemitismus und die
wieder völkisches Denken salonfähig machen will, also die Vorstellung einer
ethnischen oder kulturellen oder religiösen Einheit des Volkes. Wenn das Volk
ethnisch, kulturell und religiös eine solche Einheit ist, dann braucht es
natürlich auch nur eine Partei, die diesen Willen ausspricht. Das ist der
Kern dieses autoritären Denkens. Die Antwort auf die AfD
im Parlament kann doch nicht sein Ignorieren oder Moralisieren, erst recht
nicht die Übernahme von Parolen. Die Antwort muss die nüchterne Zurückweisung
sein und eine andere Bundespolitik, die die Probleme wieder klein macht, die
die AfD vorher groß gemacht haben. Das muss die Antwort
darauf sein. Meine Damen und Herren, wir, auch andere, die westliche Welt, wir stehen
in einer Zeitenwende. Das betrifft nicht nur uns. In Frankreich antwortet man
auf diese Zeitenwende mit einer neuen Generation Frankreich. Neue Generation
bezieht sich da nicht auf das Alter der Personen, sondern auf das Alter der
Ideen und Konzepte. In Frankreich öffnet man sich offensiv für neue Ideen.
Für neue großartige Talente der ganzen Welt, für Waren, man geht zu Hause
strukturelle Reformen an, die lange vorher verschleppt worden sind. Der neue
französische Präsident Macron ist bereit, dafür
sogar Konflikte in seiner Gesellschaft einzugehen. Wenn sie der Preis dafür
sind, dass sich etwas verändern kann. Was soll die deutsche Antwort darauf
sein? Dieser inzwischen auch legendäre Satz der Bundeskanzlerin am Tag nach
der Bundestagswahl: „Ich weiß nicht, was wir hätten anders machen sollen.“
Man kann ein Land mit Taten überfordern, man kann eine Gesellschaft mit
Ambitionslosigkeit aber auch unterfordern. Wir jedenfalls, meine Damen und Herren, wir wollen als Antwort an
Frankreich und andere auch an einer neuen Generation Deutschland arbeiten. In
der alte Ideen und schwach gewordene Konzepte durch neue ersetzt werden. Wir
wollen Teil einer neuen Generation, einer politischen Generation Deutschland,
Teil eines Erneuerungsprojektes sein. Wenn es eine solche Erneuerungspolitik
gibt, dann haben wir Freude an der Gestaltung und sind bereit auch zum
Konflikt, wenn im Zweifel für Grundüberzeugungen, die erst populär gemacht werden
müssen, auf der Straße geworben werden müssen. Dazu sind wir bereit. Und jetzt weiß ich ja, dass viele in dieser Jamaikakoalition genau
dieses Erneuerungsprojekt gesehen haben. Auch hier im Saal. 2013 gab es schon
einmal schwarz-grüne Sondierungen. Und schon damals konnte man diese
Diskussion über eine mögliche Erneuerung verfolgen. Da kommt jetzt
wirtschaftliche Vernunft und ökologisches Gewissen zusammen, um das alles
unter der Schirmherrschaft der Präsidialkanzlerin Angela Merkel, die dafür
sorgt, dass sich in Wahrheit doch nichts verändert. Und so wie manche
Schwarz-grün 2013 gewollt hätten und dann jahrelang
dieser Konstellation nachgetrauert haben, so ist jetzt dann 2017 Jamaika zu
einem politischen Sehnsuchtsort verklärt worden. Wir waren da. Und mussten
den Eindruck tatsächlich gewinnen, dass jetzt das Versäumnis von 2013 einer
schwarz-grünen Zusammenarbeit getilgt werden sollte und zwar unter
willfähriger Beteiligung der FDP um den anderen den Steigbügel zu halten.
Wenn wir eines aber gewiss nicht mehr sind, dann ist es Steigbügelhalter für
irgendwelche anderen. Das machen wir nicht. In Deutschland gibt es einen verbreiteten Glauben, widersprüchliche
Wahlprogramme von Parteien seien im Grunde schädlich. Widersprüche zwischen
den Parteien seien falsch für das Gemeinwohl. Und müssten dann irgendwie auf
angenehme Weise verbunden werden, damit dann gute gemeinwohlorientierte
Politik rauskommt. Das ist eine spezifisch deutsche und im Übrigen auch
vordemokratische Form der politischen Romantik, meine Damen und Herren. Vor 50 Jahren hat hier Ralf Dahrendorf gesprochen, 1968. Bei diesem
Dreikönigstreffen. Und er hat seinerzeit gewarnt vor politischen Utopien, die
einen anderen Menschen formen wollen, und er hat für die Offenheit der
Gesellschaften geworben. Und als Voraussetzung für diese Offenheit der
Gesellschaft hat Dahrendorf vor 50 Jahren an dieser Stelle dafür plädiert,
auch das, was es an Unterschieden in einer Gesellschaft gibt, es auszuleben.
Eine Gesellschaft, in der versucht wird, alles so in einem Gleichgewicht
schwebend zu halten, in einer solchen Gesellschaft geht der Antrieb für
Fortschritt und die Möglichkeit zur Korrektur von Fehlentscheidungen
verloren. Und deshalb: Es gibt in unserer Demokratie nicht nur die Pflicht
zum Kompromiss unter Demokraten, es gibt auch die Pflicht zur Kontroverse
unter Demokraten, die den Wettbewerb lebendig hält. Der liberale Wirtschaftsnobelpreisträger Friedrich August von Hayek hat
einmal was Bemerkenswertes notiert. Ich zitiere ihn. „Es waren immer die
Konservativen, die dem Sozialismus Zugeständnisse gemacht haben und ihm
zuvorkamen.“ Das kann man natürlich heute nicht mehr wörtlich nehmen. Denn
die CDU unter Angela Merkel ist ja keine konservative Partei mehr. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Anton Hofreiter, hat auf seinem
Parteitag ausgeführt, jetzt nach dem Scheitern dieser Jamaikasondierungen,
„die Grünen seien die letzte handlungsfähige linke Partei“. Davon konnten wir
uns während der Sondierungen selbst einen Eindruck verschaffen. Und wir haben
Pragmatiker getroffen. Keine Partei ist ein monolithischer Block, wir haben
dort Pragmatiker getroffen mit fremden, aber interessanten Ideen. Besonders
inspirierend waren aber die Abende mit dem eigentlichen Verhandlungsführer
der Grünen, nämlich Herrn Trittin. Und dieser Teil der Grünen, dieser linke
Flügel der Grünen, der vertritt eine Politik, die mit dem Staat und mit dem
Gesetzesbefehl die Gesellschaft lenken möchte, Unterschiede planieren will
und Menschen umerziehen möchte. Eine solche Haltung darf man vertreten, aber
als Liberale können, als Liberale dürfen wir einer solchen Haltung nicht zur
Macht verhelfen. Wenn Wahlprogramme überhaupt noch irgendeinen Sinn haben sollen, dann
muss man die Entscheidungen, die nach Wahlen getroffen werden auch an ihnen
messen. Wir haben aus staatspolitischer Verantwortung die Oppositionsrolle
gewählt und das stärkt unsere Demokratie, es ist eine Kampfansage an
Politikverdrossenheit und Protestwahlverhalten, denn niemand kann mehr sagen,
in der bürgerlichen Mitten der Politik gäbe es keine Unterschiede, die zur
Wahl stünden. Ich bin in einem Interview von einer Journalistin gefragt worden, ob wir
denn hoffen würden, dass bei der nächsten Wahl die Wählerinnen und Wähler
vergessen hätten, dass wir jetzt nicht in diese Regierung eingetreten sind.
Wieso vergessen? Ganz im Gegenteil. Unser Nein war ein konstruktives Nein. Es
war ein Nein zum Status quo. Es war eine Investition in unsere
Glaubwürdigkeit, eine Investition, die sich dann bezahlt machen wird, wenn
wir dereinst bei einem Erneuerungsprojekt unseres Landes wirkliche
Gestaltungsmacht brauchen. Also warum vergessen? Im Gegenteil. Ich würde also meiner Partei empfehlen, im Prinzip die gleichen
Entscheidungen noch einmal zu treffen, mit einer Ausnahme. Dieses Verfahren
wochenlang, dutzende Verhandler auf dem Balkon, die
Papiere aufschreiben, in denen noch genauer immer notiert wird, wo man sich
nicht einig ist. Ein solches Verfahren würde ich nicht ein zweites Mal
wiederholen, meine Damen und Herren, das hat falsche Erwartungen geweckt. Nun hat Deutschland keine Koalition. Und in seinem Jahresrückblick sagte
der Kabarettist Dieter Nuhr einen Satz, der mich
sehr beeindruckt hat. Der sagte, und vielleicht ist das ein Denkanstoß, will
ich mal sagen. Der sagte: „Ja, wir haben keine Regierung“ und dann weiter:
„Regiert werden ist weniger wichtig als das, was man selber in der Zeit tun
könnte“. Und dahinter steckt eine höhere Weisheit. Jetzt ist der Verzicht auf
eine Koalition kein Dauer- und Idealzustand. Aber ist das eine Krise? Ist das
eine Staatskrise? Ist das eine Verfassungskrise? Wir haben einen
funktionierenden Deutschen Bundestag, wir haben funktionierende
Institutionen, wir haben eine funktionierende öffentliche Verwaltung. Ich hab
den Eindruck, wir haben sogar schon hinreichend viele Gesetze, dass nicht
sofort Anarchie ausbricht. Also insofern es ist keine Krise. Es ist keine Krise und es wird ja auch kein Dauerzustand sein.
Voraussichtlich gibt es jetzt eine Große Koalition. Und diese Große Koalition
wird eine andere sein als die der vergangenen vier Jahre. Während der letzten
vier Jahre wurde die Regierung nämlich immer nur von links im Deutschen
Bundestag kritisiert. Diese neue Große Koalition, wenn sie denn kommt, die
hat sich gegenüber auch einer Opposition aus der Mitte des Parlaments, die
daran erinnert, dass man erst einmal der Eigeninitiative der Bürger eine
Chance geben sollte, bevor man nötigenfalls den Staat zu Hilfe ruft. Und das
verändert das politische Spiel. Das verändert das politische Spiel. Jetzt wird uns gesagt, na ja, dass
es diese Große Koalition gibt, das hättet ihr verhindern müssen. Ihr hättet
Jamaika machen müssen, um Schlimmeres zu verhindern. Das ist nun der
kärglichste Gestaltungsanspruch, den man haben könnte. Und im Übrigen bin ich
gar nicht sicher und halte es für offen, ob jetzt nun eine Jamaikakoalition
in der Sache bessere Entscheidungen getroffen hätte als eine neue Große
Koalition. Das wird man erst im Vergleich dann sehen. Mehr noch, es wird der
Versuch unternommen, zu sagen, für all das, was die Große Koalition jetzt
macht, trägt die FDP mit ihrer Verweigerungshaltung die Verantwortung. Ich
habe mal eine Frage. Welche Verantwortung trägt denn eigentlich noch die
Bundeskanzlerin mit ihrer Richtlinienkompetenz? Das ist doch der Versuch, wieder eine Alternativlosigkeit zu
konstruieren. Wieder eine Alternativlosigkeit, die FDP hat sich verweigert,
also Große Koalition. Und deshalb ist die CDU gezwungen, alles mitzumachen,
was die SPD fordert. Diese Alternativlosigkeit aber sie gibt es nicht. Die
erste Alternative zu einer Großen Koalition wäre eine Minderheitsregierung.
Auch das ist kein Dauerzustand. Auch das kein Ideal-, kein Dauerzustand, es ist in unsere Verfassung
aber vorgeschrieben. Also erste Option, um sich nicht von der SPD erpressen
lassen zu müssen, ist eine Minderheitsregierung. Die ist fraglos unbequem.
Denn dann müsste Frau Merkel wieder ins Parlament kommen und für ihre Politik
werben, ihre Politik erklären, überhaupt einmal eine eigene politische
Meinung haben. Unbequem. Mir fällt in dem Zusammenhang ein Satz ein, den der Kandidat für den
Parteivorsitz der Grünen, Robert Habeck, dieser
Tage in einer „Bild“-Zeitungsmeldung oder einem Interview gesagt hat,
Wolfgang Kubicki hat mich gestern darauf aufmerksam gemacht. Befragt nach den
Gründen für das Scheitern von Jamaika, hat Herr Habeck
als er Grüne wohlgemerkt, als ersten Grund angegeben die Mangelnde Autorität
der Bundeskanzlerin in ihrer eigenen Partei. Also die Option ist
Minderheitsregierung, auch wenn das für die Regierungschefin selber unbequem
ist. Und es ist kein Dauerzustand, aber es könnte sich dennoch für eine
gewisse Phase zumindest als übergangsweise vorteilhaft herausstellen, denn
wir haben in unserem Land schon sehr lange ein Übergewicht der Regierung über
dem Parlament. Sehr lange schon. Da müssen dann über Nacht Hunderte Seiten von Abgeordneten gelesen und
bewertet werden, weil am nächsten Tag entschieden werden muss. Wenn eine
Phase einer Minderheitsregierung, die ich nicht als Ideal achte und die wir
auch nicht empfehlen oder anstreben, wenn während der Phase einer
Minderheitsregierung es dazu käme, dass das Parlament nicht mehr
Zulieferbetrieb der Regierung ist, wenn es dazu käme, dass die spannendsten Debatten
nicht bei „Anne Will“ geführt werden, sondern wieder im Plenarsaal, dann kann
ich daraus jedenfalls keinen Nachteil für unsere Demokratie erkennen. Wenn also die Bundeskanzlerin eine solche Konstellation,
Minderheitsregierung nicht will, weil sie unbequem ist, muss sie dennoch der
SPD keine Zugeständnisse machen. Und wenn die Union der SPD Zugeständnisse
macht, dann muss sie selbst dafür die Verantwortung übernehmen. Denn es gäbe
immer auch die zweite Alternative. Und die zweite Alternative, sich nicht von
anderen erpressen zu lassen, das ist, die Wählerinnen und Wähler wieder zu
befragen, wie sie die vollständig veränderte politische Lage in unserem Land
einschätzen, vor einer Neuwahl fürchten wir uns nicht. Und es ist das Recht
der Menschen, ein neues Urteil zu treffen. Liebe Freundinnen und Freunde, wir beobachten, was bei anderen passiert,
aber die treffen ihre Entscheidungen, wir unsere. Bei unserer Arbeit
konzentrieren wir uns darauf, dass Projekt „Neue Generation Deutschland“
möglich zu machen. Zum einen dadurch, dass wir unser eigenes politisches
Gewicht erhöhen. In diesem Jahr stehen wieder zwei Landtagswahlen an. In
Hessen und in Bayern. René Rock und Daniel Föst,
der bayerische Landesvorsitzende, ihr könnt euch sicher sein, wir werden euch
bei euren Wahlen wieder so unterstützen, wie wir das zur Zeit der
außerparlamentarischen Opposition gemacht haben, denn es geht bei euch nicht
nur um regionale Fragen, sondern auch um Entscheidungen für Deutschland und
deshalb werden wir gemeinsam mit euch in diese Wahlkämpfe gehen. Beide haben mich übrigens ausdrücklich gebeten, unsere Haltung bei
diesen Wahlen noch mal zu unterstreichen. Das ist nämlich die gleiche
Haltung, die wir in den vergangenen Jahren gezeigt haben. Nämlich die
Haltung, dass wir bei diesen beiden Landtagswahlen bereit sind, auch
Verantwortung zu übernehmen. Aber nicht um jeden Preis. Wenn es möglich ist,
zu gestalten, in Hessen und in Bayern, und Politikwechsel zu erreichen, dann
wird die FDP das tun. Und wenn es nicht möglich ist, dann werden wir unsere
Glaubwürdigkeit ein weiteres Mal dokumentieren, in dem wir die
Oppositionsrolle annehmen. Auch das würde unsere Position in der politischen
Landschaft stärken. Und zum anderen arbeiten wir an einer neuen Konstellation für die „Neue
Generation Deutschland“, durch unsere Facharbeit im Deutschen Bundestag. Mit
der man natürlich die Mitbewerber auch zu einer fachlichen Auseinandersetzung
zwingen kann. Es wird immer gesagt, ja, in der Opposition kann man überhaupt
gar nichts bewegen. Während der Zeit unserer außerparlamentarischen
Opposition, Nicola Beer hat es gesagt, haben wir der Digitalisierung
Priorität gegeben. Wir haben Positionen bezogen. Und haben Zielgruppen
angesprochen und hatten am Ende von allen Parteien den höchsten Kompetenzwert
bei dieser Zukunftsfrage Digitalisierung als außerparlamentarischer
Opposition und im Ergebnis haben unsere geschätzten Mitbewerber ebenfalls die
Priorität für dieses Thema erkannt. Man kann also aus der Oppositionsrolle
heraus gestalten. Wer das verneint, der verneint die Kraft des besseren
Arguments und er drückt eine Geringschätzung gegenüber dem Parlamentarismus
aus. Also das werden wir jetzt tun. Wir haben damit begonnen. Wir haben damit begonnen, unsere erste Initiative war ein Gesetz zur
Stärkung der Bürgerrechte. Es enthielt beispielsweise die Aufhebung des
Netzwerkdurchsetzungsgesetzes. Ein Gesetz, das grade ja traurige Aktualität
hat. Wegen der völlig inakzeptablen Tweets und Postings von AfD-Politiker. Die
AfD ist auch für die Aufhebung des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes.
Offensichtlich, weil sie so einen Schmutz gerne weiter verbreiten will und
ihn unter den Deckel der Meinungsfreiheit bringen will. Wir sind gegen das
Netzwerkdurchsetzungsgesetz, weil wir glauben, dass solche Fragen nicht entschieden
werden sollten von den Sachbearbeitern kommerzieller Dienste, sondern vom
Staatsanwalt. Das ist der Unterschied zwischen uns und denen. Ich will im Blick nach vorne, was unsere fachlichen Themen sind, fünf
kurze Gedanken zur Ankündigung nur bringen. Fünf kurze Gedanken,
Themenfelder, die uns beschäftigen werden. Ich fang bewusst mit diesem an:
Die FDP setzt sich als liberale Partei für die Lebenschance eines jeden
einzelnen ein. Wer sich für die Lebenschancen eines jeden einzelnen einsetzt,
der muss sich aber auch für die Überlebenschancen der Menschheit engagieren.
Wir tragen ökologische Verantwortung, daran muss uns niemand erinnern. Die
FDP war die erste Partei, die den Umweltschutz im Programm und im Kabinett
verantwortet hat. Ein Evergreen. Hans-Dietrich Genscher hat das
Umweltbundesamt gegründet, als Joschka Fischer noch mit Steinen auf
Polizisten geworfen hat. Also da muss uns niemand dran erinnern. Und deshalb stehen wir zum Klimaschutzabkommen von Paris. Aber es
fordert von uns eben auch einen neuen Realismus. Der Klimaschutz ist eine
globale Aufgabe, wir werden ihn alleine nicht leisten können. Zu versuchen,
bei uns im Alleingang Klimaziele zu erreichen und Arbeitsplätze und Wohlstand
infrage zu stellen, wird nur die Akzeptanz dieser Politik infrage stellen.
Die Menschen erwarten von uns, dass wir einen smarten Weg finden, Ökologie
und Wirtschaftlichkeit, Ökologie und Wohlstand zu vereinbaren, das erwarten
die Menschen. Nicht Planwirtschaft und Fahrverbot. Das erwarten die Menschen und deshalb sollten wir global denken in
diesen Fragen des Klimaschutzes. Wir sind eine hochentwickelte,
hocheffiziente Volkswirtschaft. Eine Industrienation. Wir haben inzwischen
die höchsten Kosten zur Vermeidung einer Tonne CO2 weltweit, weil wir schon
so gut sind. Mit unserem Geld und mit unserer Technologie könnten wir
erreichen, dass andere auf der Welt sich selbst viel ambitioniertere Ziele
setzen könnten. Dirk Niebel als
Entwicklungsminister hat eine solche internationale Kompensation bei
Klimazielen seinerzeit gefördert und unterstützt. Es wäre im doppelten Sinne
ein Nutzen. Es sind neue Absatzmärkte für unsere Technologien einerseits und
andererseits ist der Beitrag zum Klimaschutz größer, deshalb sollte unser
Land seinen Klimanationalismus überwinden, um global zu denken. Aber oft genug geht es darum nicht, ich erinnere eine bemerkenswerte
Situation, Wolfgang Kubicki war dabei, während der Jamaikaverhandlungen, als
Herr Hofreiter von den Grünen den Satz sagte, er habe sein ganzes Leben
Politik gemacht gegen den Satz „freie Fahrt für freie Bürger“. Und das zeigt
eines. Wer symbolisches Handeln will, und er wer bei einer globalen Frage wie
dem Klimaschutz nur national denkt, dem geht es gar nicht um die Bewahrung
der Schöpfung und die Nachhaltigkeit, sondern dem geht es um ein anderes
Leben für die Menschen in Deutschland. Und das ist nicht ökologisch, sondern
ideologisch. Globale Verantwortung zu übernehmen, heißt aber nicht bei uns in
Deutschland, nicht besser werden zu können und zu müssen, in Fragen des
Klima- und Umweltschutzes. Nur unsere Energiewende, wie wir sie machen, ist
doch längst in eine Sackgasse geraten. In dieser Woche hat der Netzbetreiber Tennet mitgeteilt, dass im vergangenen Jahr eine
Milliarde Euro aufgewendet werden mussten, um die Stabilität der Netze
sicherzustellen, durch immer neue Eingriffe. Das kann man doch in der Weise
nicht fortsetzen, dass wir Ökostrom produzieren, den wir ins Ausland
entsorgen müssen. Und deshalb müssen wir uns lösen vom Denken in
Quotenverboten und Subventionen. Man kann ein Problem nicht mit den
Instrumenten lösen, die das Problem verursacht haben. Wir brauchen neues
Denken. Und deshalb wollen wir, dass CO2 einen Preis bekommt, europäisch wirksam
gehandelt wird, wer CO2 verbraucht beziehungsweise ausstößt, der zahlt. Und
zwar sektorübergreifend in ganz Europa. Das wirft
den Innovationsmotor Marktwirtschaft an. Und wir wollen, dass Theologen und
Politologen wie ich, in den Parlamenten die Ziele festlegen dürfen, aber die
Zielerreichung, die legen wir wieder in die Hände der Techniker und
Naturwissenschaftler. Zweiter Punkt: Wir sind stolz auf unsere wirtschaftliche Stärke. Und sie
zu erhalten ist Staatsräson. Es ist die Marktwirtschaft, die die Pflöcke
einschlägt, an denen das soziale Netz aufgehangen
ist. Wer soziale Verantwortung wahrnimmt, der sorgt sich um die
wirtschaftliche Stärke unseres Landes. Die Quellen unseres Wohlstands sind
aber im Prinzip 100 Jahre alt. Also müssen wir uns darum bemühen, dass sie in
die neue Zeit kommen, aber zugleich brauchen wir auch mehr Gründergeist in
unserem Land. Wir müssen dafür sorgen, dass die wirtschaftliche Erneuerung
auch durch sozusagen ausgelagerte Labore in Form von neugegründeten
Unternehmen stattfindet. Vieles ist dazu zu sagen, ein entwickelter
wirksamerer Kapitalmarkt ist erforderlich. Vor allen Dingen müssen wir aber
mehr Menschen in die Lage versetzen, aus einer Idee auch einen Betrieb zu
machen. Ich nenne nur ein Beispiel für eine Maßnahme. In Nordrhein-Westfalen
führen wir jetzt ein Gründerstipendium ein, eine FDP-Initiative. Für
diejenigen, die noch nicht einen fertigen Geschäftsplan haben, mit dem sie zu
einer Bank oder zu einem Investor gehen können, sondern für diejenigen, die
zum Beispiel als Studienabsolventen aus dem Patent erst einmal einen
Geschäftsplan machen. Die aber nicht aus der Familie heraus die finanziellen
Möglichkeiten haben, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Für die gibt es
nun 1.000 Euro für zwölf Monate im Jahr. Nicht mit irgendeinem bürokratischen
Nachweis für Büromaterial, sondern ausschließlich darum, dass man sich keine
Sorgen muss, ob der Kühlschrank gefüllt ist, denn Unternehmergeist darf nicht
davon abhängen, ob die eigene Familie schon wohlhabend war, sondern er darf
nur davon abhängen, ob eine Idee gut ist und sich durchsetzen kann. Ich könnte länger sprechen über Bürokratie, ein Hemmnis für uns alle.
Ich nenne nur das Stichwort. Vor allen Dingen sorge ich mich darum, dass sich
inzwischen auf der internationalen Bühne die finanziellen Rahmenbedingungen
für wirtschaftlichen Erfolg fundamental verändert haben. Frankreich macht
eine Unternehmenssteuerreform. Herr Macron setzt
das gegen große Widerstände durch. Man mag von Herrn Trump halten, und von
seinen Politiken, was man will, aber dass er jetzt eine Steuerreform
durchgesetzt hat, ist eine Realität. Die sich auswirkt auch auf die
Wettbewerbsfähigkeit unserer exportorientierten Wirtschaft. Und deshalb
müssen wir darauf reagieren. Durch verbesserte Abschreibungsbedingungen für
Investitionen. Eine steuerliche Förderung von Forschung und dadurch, dass der
Solidaritätszuschlag der Menschen und Betriebe entlastet ausläuft zu dem
Zeitpunkt, wie es versprochen worden ist: 2019. Wir haben das ja in der Debatte erlebt und in den Verhandlungen, dass es
heißt, ja, wir können uns steuerliche Entlastungen nicht leisten. Wir sind ja
auch bescheiden schon geworden in unseren Vorschlägen. An große
Steuerreformen unter dieser Konstellation dachten wir ja schon gar nicht
mehr. Wir können uns nicht eine breitere Entlastung leisten. Ich sehe es
genau andersrum. Weil sich alles verändert hat, muss sich auch unsere
Haltung, unsere deutsche Haltung dazu ändern. Die anderen sagen, wir können
uns nicht leisten, die Belastungen zu reduzieren. Ich sage, wir können uns
nicht leisten, bald die höchsten Unternehmenssteuern der Welt zu haben. Weil
das nämlich am Ende Arbeitsplätze kosten wird. Und beim Solidaritätszuschlag ist das vielmehr als eine fiskalische
Frage, es ist auch eine Frage der Glaubwürdigkeit der Politik insgesamt. Es ist zugesagt worden, dass diese Ergänzungsabgabe entfällt, wenn der
Grund ihrer Erhebung entfallen ist, 2019. Nach unserer Auffassung ist es dann
auch ein Gebot unserer Verfassung, wie der politischen Hygiene dieser
Ankündigung Taten folgen zu lassen. Wenn andere dazu nicht bereit sind, dann werden
wir vor dem Bundesverfassungsgericht Klage gegen eine Abgabe erheben, die
nicht mehr rechtlich von den Bürgerinnen und Bürgern verlangt werden darf.
Dann gehen wir eben den Weg. Der dritte Punkt: Die Migrationspolitik ist überall auf der Welt geeignet,
Gesellschaften zu sprengen, Fliehkräfte auszulösen und die Menschen
gegeneinander auszuspielen. Überall auf der Welt, in jeder Gesellschaft. Es
ist eine der sensibelsten politischen Fragen, die es überhaupt gibt. Denn es
mit Identität und mit Ängsten zu tun. Die Flüchtlingspolitik von Angela
Merkel ist gescheitert. Sie hat in Deutschland Fliehkräfte ausgelöst, und in
Europa Einigkeit verspielt. Wir wollen, dass Deutschland sich nicht
abschottet, sondern ein weltoffenes Land bleibt. Wir stehen für Toleranz und
für Vielfalt. Die Religion, die Herkunft, die Ethnie spielt für Liberale
keine Rolle, und wir wollen, dass Deutschland weiter ein so liberal geprägtes
Land bleibt, die Voraussetzung dafür ist aber, dass es klare Regeln und
geordnete Verfahren gibt, auf die die Menschen sich verlassen können, egal,
ob sie neu nach Deutschland kommen oder hier schon immer gewohnt haben. Das
ist die Voraussetzung dafür. Und das muss hergestellt werden. Und das muss hergestellt werden und deshalb muss man sich an die wirklichen
Probleme heranbewegen. Die CSU hat jetzt
beschlossen, dass Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz nicht mehr
bis zu 36 Monaten gewährt werden, sondern nur noch bis zu 15 Monaten und es
danach reduziert wird. 36 Monate, 15 Monate, die Frage ist doch nicht, ob
dann die Leistungen reduziert werden, die eigentliche Frage ist doch, wieso
kann es sein, dass Asylverfahren in Deutschland überhaupt 15 oder 36 Monate
dauern, die müssen schneller abgeschlossen werden, statt solche Neiddebatten
zu führen. Das ist doch eine symbolhafte Neiddebatte, mit der Ängste und
Ressentiments geschürt werden sollen. Das Problem ist nicht die Leistung, die
Menschen erhalten, während sie sich um einen Aufenthaltsstatus bei uns
bewerben und bemühen, das Problem ist, dass die Verfahren zu lange dauern und
dass es keine einheitlichen Standards gibt. Wir haben es jetzt wieder gesehen
bei der Gesundheitsprüfung dieser harten Debatte. Wir achten und schätzen und
verteidigen die Rechte, insbesondere die Würde aller Menschen, die zu uns
kommen und sich um einen Aufenthaltsstatus bewerben. Aber diejenigen, die
hier sind, haben auch ein Recht zu erfahren, wer das ist, der da kommt. Und
deshalb brauchen wir da bundeseinheitliche Standards in dieser Frage. Also
darum geht’s uns. Darum geht’s uns und weil es so viele Jahre in dieser Debatte jetzt
keine Bewegung und keine Initiativen gegeben hat, ergreifen wir die
Initiative, es werden Freie Demokraten sein, die den Gesetzentwurf für ein
neues Einwanderungsgesetz in Deutschland in Bundesrat und Bundestag
einbringen, damit in dieser Frage bei der Lebenslüge, unser Land sei kein
Einwanderungsland, wir endlich eine „Neue Generation Deutschland“ werden und
ankommen in der Realität. Vierter Punkt, vorletzter Punkt. Haben Sie dieses Urteil gelesen des
Bundesverfassungsgerichts zum Numerus clausus? Was für eine Blamage für das
ganze deutsche Bildungssystem, das inzwischen höchst richterlich festgehalten
wird, dass die Abiturnoten in den 16 Ländern nicht vergleichbar sind und deshalb
kein zumindest alleiniger Maßstab für die Aufnahme eines Hochschulstudiums
sein kann. Was für eine Situation. In welcher Situation sind wir? Klar ist doch, ein Land, das so auf die
Mobilität seiner Menschen setzt, braucht doch endlich mehr Vergleichbarkeit
zwischen den einzelnen Ländern und mehr Mobilität zwischen den 16
Schulsystemen. Es ist eine Lebenslüge, dass die Konkurrenz von 16 Ländern
unser Land stark macht, sie führt nur zu Reibungsverlusten und deshalb muss
der Bildungsföderalismus in Deutschland endlich einer Reform unterzogen
werden. Und selbst bei den ersten, bei den Anfangsfragen, Uli Rülke hat es ausgeführt, kommt man da gegenwärtig in
Deutschland nicht weiter. Winfried Kretschmann sagt, keine Kooperation in
finanzieller Hinsicht, weil damit inhaltliche Vorgaben verbunden sein
könnten. Ich bin gegen eine Verfassungsänderung. Das sagt die CSU, gerade
noch mal bei ihrer Klostertagung beschlossen. Beide sagen, die Bayern mit
mehr Recht als die Baden-Württemberger, wir sind ja im Vergleich der
Bundesländer gut. Ja, liebe Freundinnen und Freunde, meine Damen und Herren,
ja, sicher ist Bayern besser als Bremen. Aber wenn man sich damit zufrieden
gibt, haben wir in Deutschland ein Problem, denn nicht Bayern steht im
Wettbewerb mit Bremen, Deutschland steht im Wettbewerb mit Nordamerika und
den asiatischen Ländern. Und deshalb müssen wir im Weltmaßstab denken. Der Bundesfinanzminister Christian Lindner - das war noch nicht die
Pointe - und ich finde das auch nicht ... na ja, der Bundesfinanzminister
Christian Lindner, der hätte Schulen in Burundi und Botswana sanieren dürfen,
aber nicht in Böblingen und Bonn. Und deshalb werden wir als
Bundestagsfraktion eine Initiative zur Veränderung unseres
Bildungsföderalismus in Deutschland einbringen. Letzter Punkt: Wir stehen vor einer Dekade der Gestaltung Europas. Ist
keine Sache von wenigen Wochen und Monaten, eine Reformdekade und wir
brauchen sie. Wir brauchen ein starkes Europa, es gibt keine Frage von
Belang, die man ohne oder gegen Europa lösen kann, alle großen Fragen kann
man nur mit und in Europa gestalten. Deshalb wollen wir ein starkes Europa. Und wir betonen nur, dass auf der einen Seite die Stärke beim
Grenzschutz, beim digitalen Binnenmarkt, bei der Sicherheit, dass diese
Stärke eine Voraussetzung hat. Nämlich die Konzentration auf die wirklich
wichtigen Aufgaben, und es gibt andere Aufgaben, die muss man nicht allgemein
europäisch regeln. Manche sehen darin eine Europaskepsis. Das Gegenteil ist
richtig. Wer das starke Europa will, der muss dafür sorgen, dass es sich um
die wirklich wichtigen Fragen kümmert, und ansonsten mehr Rücksichtnahme auf
regionale Unterschiede erlauben. Das erst macht Europa stark. Und bei den großen Fragen wünschen wir uns jetzt mehr Dynamik. Herr Macron hat vorgeschlagen eine Initiative für eine
stärkere Integration der Sicherheits- und Verteidigungspolitik in Europa. Was
für eine großartige Idee. In den 50er Jahren ist die Europäische
Verteidigungsgemeinschaft am Veto Frankreichs gescheitert. Wenn jetzt, 2017
war das, ein französischer Präsident diese Initiative neu ergreift, dann darf
der Kontinent kein zweites Mal dieses Rendezvous mit der Geschichte
verpassen. Ergreifen wir also diese Hand. Natürlich, wir haben dezidiert bestimmte Auffassungen zur
Weiterentwicklung der Wirtschafts- und Währungsunion. Uns geht es um die
finanzpolitische Eigenverantwortung der einzelnen Staaten. Weil diese
Eigenverantwortung die Voraussetzung dafür ist, und den Anreiz bietet, die
eigenen Probleme und Reformen anzugehen. Ein Fanal, dass in Italien jetzt
Silvio Berlusconi wieder in die Politik eingreift, denn die gegenwärtige
Schwäche Italiens hat nichts zu tun mit der Stabilitätspolitik Europas,
sondern nur mit den Versäumnissen der Generation Berlusconi in Europa und
Italien selbst. Also ein Fanal. Und deshalb sind wir für finanzpolitische
Eigenverantwortung, um Reformanreize zu bilden. Herr Macron
will Investitionen in disruptive Technologien. Und
da stimmen wir ihm zu. Aber warum machen wir das nicht über zweckgebundene
Fonds für privatwirtschaftliche Projekte? Meinetwegen bilateral zwischen
Deutschland und Frankreich ein Industrieprojekt zur Förderung von neuer
Batterietechnologie für die Elektromobilität? Aber es ist alle
mal besser, bilateral oder multilateral zweckgebundene Fonds für Investitionen
zu begründen, als für alle wieder die Regeln des Stabilitätspakts
aufzuweichen, denn das macht den Kontinent nicht stärker, sondern wieder
schwächer. Führt uns zurück in die Krise. Und liebe Freunde, dieses Beispiel der Wirtschafts- und Währungsunion,
wenn man es sich genauer ansieht, enthält vielleicht so einen Blick darauf,
welches unterschiedliche Verständnis es in europäischen Fragen gibt. War ja
auch ein Punkt bei Jamaika und es gibt so diese Vorhaltung, FDP sei Europaskeptikerpartei gewordne.
Die Partei von Hans-Dietrich Genscher, aber gut, politische
Machtauseinandersetzung, dann kommen solche Vorwürfe. Man muss sie nur in der
Praxis prüfen. Und da haben wir gegenwärtig eine interessante Konstellation.
Denn der Deutsche Bundestag und die französische Nationalversammlung werden
aus Anlass des 55. Jahrestag der Unterzeichnung des Élysée-Vertrags eine gemeinsame Resolution verabschieden,
die für uns unser Freund Michael Link verhandelt. Und in den Gesprächen
zwischen französischer Nationalversammlung und Deutschem Bundestag und den in
ihnen vertretenen Fraktionen, da zeigt sich eins, ich lass jetzt mal die
Ränder Le Pen, AfD weg. Es zeigt sich eins, ganz
oft ist die Konstellation En Marche, Macron und FDP und CDU einerseits und die versammelte
Linke, inklusive der Grünen andererseits. Weil der Konflikt bei diesen
Gesprächen nicht ist, Deutschland gegen Frankreich, auch nicht
Europaskeptiker und Eurobefürworter, der Konflikt ist ein ganz anderer. Es
ist der Konflikt nämlich zwischen der Frage, wollen wir die bestehende Stärke
nur neu und anders in Europa verteilen oder wollen wir uns gemeinsam auf den
Weg machen, als Europäer neue Stärke zu gewinnen. Und da ist die Differenz,
da sind wir näher bei Macron als bei den Grünen,
mit Macron könnten wir leichter
Koalitionsverhandlungen abschließen als mit Jürgen Trittin. Das haben wir
gelernt. Liebe Freundinnen und Freunde, ich komme zum Schluss, nachdem die FDP
die Jamaikasondierungen verlassen hat, gab es Motivspekulationen. Da wurde
eine Strategie vermutet, die Grünen haben uns gar einen Rechtsruck
attestiert. Ich habe gelesen, die FDP sei auf dem Weg, eine
rechtspopulistische Partei nach dem Vorbild der FPÖ in Österreich zu werden.
Sagte der große politische Analytiker Oskar Lafontaine, der muss es ja
wissen, denn mit Populismus kennt er sich aus. Also solche Vorhalten gibt es. Nur jetzt schauen wir uns die mal an, die FDP. Die FDP ist eine liberale, eine
individualistische, eine weltoffene, eine progressive und säkulare Partei.
Fällt Ihnen was auf? Das waren früher mal linke Attribute. Was können wir
aber dafür, dass die jetzt gleichmacherisch, staatsfixiert, kirchennah und
protektionistisch sind. Die Vorhaltung der Grünen an die FDP sagt mehr über
die aus als über uns, meine Damen und Herren. Nein, wir haben vier Jahre während der außerparlamentarischen Opposition
jeden Tag jeder Versuchung widerstanden, um mit Parolen oder mit
Provokationen Aufmerksamkeit zu erzielen. Es waren schattige Jahre außerhalb
der Scheinwerferkegel. Aber wir haben nicht ein einziges Mal dieser
Versuchung nachgegeben. Wir sind den Eurohassern keinen Zentimeter
nachgelaufen, sondern haben für Europa geworben. Wir haben uns nicht an die
Seite derjenige gestellt, die gegen den Freihandel polemisiert haben, wir
haben für TTIP und CETA demonstriert. Wir haben nicht versucht, aus
Fremdenangst Kapital zu schlagen, sondern wir haben für eine liberale
weltoffene Einwanderungsstrategie wie Kanada sie hat geworben. Die
Bürgerinnen und Bürger haben diesen Kurs der FDP bestätigt. Mit 10,7 Prozent
haben sie uns als Partei der Mitte, als Partei des vernünftigen Arguments,
als Partei des Wandels, wieder in den Deutschen Bundestag gewählt. Weil die
Mitte dort zu lange verwaist war. Wir wären verrückt, wenn wir diesen Platz
in der Mitte des Parlaments jetzt wieder aufgeben würden. Wir wollen nicht
nach links oder rechts, nach vorne! Nach vorne! Wir wollen nach vorne! Und die eigentliche Auseinandersetzung ist gar
nicht die zwischen links und rechts, die eigentliche Auseinandersetzung ist
immer noch die, die Ralf Dahrendorf in seiner Rede hier vor 50 Jahren
beschrieben hat. Es ist die Auseinandersetzung zwischen Vielfalt und
Intoleranz. Es ist die Auseinandersetzung zwischen Abschottung und
Weltoffenheit. Es ist die Auseinandersetzung zwischen Vernunft und
moralischer Überheblichkeit. Zwischen Individualität und dem Versuch, mit dem
Staat zu lenken. In einem Satz: Es ist die Auseinandersetzung zwischen den
Verfechtern einer offenen Gesellschaft und ihren Gegnern. Egal, ob in
Regierungsverantwortung oder als Oppositionspartei, wir sind
der Freiheit des Einzelnen verpflichtet und deshalb kämpfen wir, egal,
ob die Gegner links oder rechts stehen, für die Offenheit dieser
Gesellschaft. In dieser Tradition stehen wir, in dieser Tradition bleiben
wir! Ich danke Ihnen! |